Retour á la terre

von | Okt 2, 2022 | Appetithappen, Aufmacher | 0 Kommentare

Es gibt das Elsass, und es gibt l’Alsace. Ersteres umfasst die bekannten pittoresken Ortschaften entlang der Elsässischen Weinstraße. Kleine touristisch durchgestylte Städtchen mit herausgeputzten Fachwerkhäusern, deren ausgeschilderte Besichtigungstour hinter dem riesigen Busparkplatz beginnt. Ein Elsass mit Postkartenmotiven wie aus einem Bilderbuch, bei dem Walt Disney Pate gestanden haben könnte. Amazing, so nice, so great. Das Publikum ist begeistert und lässt sich in mehrsprachigen Speisekarten vorgaukeln, dass die Elsässer den allgegenwärtigen Gugelhupf erfunden haben und als Leibspeise Sauerkraut essen, am liebsten in der Luxus-Variante „Choucroute royale“.

Und daneben gibt es l’Alsace. Nicht im Verborgenen, aber etwas ab vom Schuss, Richtung Vogesen. In der Architektur etwas grauer, fachwerkloser und weniger bunt, mit sichtbaren französischen Einflüssen, meist ohne überbordend dekorierte Souvenirgeschäfte und in der Sprache mehr und mehr einsilbig. Alemannisch adieu, hier spricht man zunehmend akzentfreies Französisch. Dennoch ist die Elsässische Lebensart zu spüren, eine in wechselvoller schmerzhafter Geschichte zusammengeschmiedete Melange zwischen Preußischem Ordnungssinn und laissez faire. Bis mitten in die tiefe Provinz. Wir nahmen Quartier im „La maison bleu“ in Dieffenbach-au-val, einem Ort mit rund 650 Einwohnern in der Nähe von Villé. Einfache moderne Zimmer, inklusive Frühstück mit hausgemachter Marmelade, frischem Baguette vom Ortsbäcker, großartigem Kuchen von Madame gebacken, und einem immer gut gelaunten Gastgeber. www.chambres-lamaisonbleue.fr

Gleich gegenüber führt die Tochter mit Charme und Engagement das Restaurant „Le Huhnerstall“. Natürlich dreht sich in dem gemütlichen Gasthaus vieles, aber nicht alles, ums Geflügel. Knuspriger „Hahn im Korb“ und „Hähnchen-Fondue“ sind die Spezialitäten, serviert mit erstklassigen hausgemachten Saucen, Pommes und Salat. Viel junges einheimisches Volk trifft man hier, in jeder Beziehung ein gutes Zeichen! Nach dem Essen geht es in die angeschlossene Bar, im Hintergrund laufen französische Hits aus den letzten 50 Jahren, die auch 20jährige Elsässer mitsingen können. Eaux-de-vie ist jetzt angesagt, am liebsten Mirabelle von „Nusbaumer“. Der sitzt in Steige, nur wenige Kilometer und ein Tal weiter von Dieffenbach-au-val entfernt. Seit 1947 wird in der „Distillerie Artisanale Indépendante“ heimisches Obst destilliert und gebrannt, die aromatischen Liköre sind ebenfalls ein Klasse für sich. www.jos-nusbaumer.com

Apropos Klasse. Ganz in der Nähe von Dieffenbach-au-val liegt etwas verborgen zwischen Wald und Wiesen die „Ferme des Bournemottes“. Die junge Mathilde Heberle produziert hier Ziegenkäse, täglich frisch, ausschließlich handwerklich und in bester Bio-Qualität. Freitag und Samstag ab 9.30 bis 12 Uhr ist ihr kleiner Hofladen geöffnet.

Von „La Vancelle“ hatten wir zuvor noch nie gehört, zufällig kommt hier ohnehin niemand vorbei. Denn die Ortschaft liegt auf 450 Meter Höhe abseits der üblichen Routen und ist nur über die D 167 zu erreichen. Dass es hier seit rund 15 Jahren ein Gourmet-Restaurant gibt, überrascht genauso wie die gelungen schicke Ausstattung der „Auberge Frankenbourg“, der ein kleines Hotel angeschlossen ist. Ambitionierte Sterne-Küche und Übernachtung zu kleinen Preisen, ein perfektes Genuss-Refugium für den entspannten Wochenend-Trip. www.frankenbourg.com

Nur ein paar Schritte weiter steht „Elisabeth“, ein Hotel aus guter alter Zeit. Die einfach ausgestatteten Zimmer sind günstig, auf Wunsch gibt es Halb- oder Vollpension. Denn zum Hotel gehört das gemütliche Restaurant mit Speisesaal, in dem mit „Jambonneau munster“, „Pieds de cochon“ oder „Choucroute de poissons“ gut gemachte Traditionsgerichte serviert werden. Sollte man nicht verpassen! www.restaurant-elisabeth.fr

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