Blöder Marketinggag: Korken mit Siegellack

von | Jun 12, 2023 | Ausgetrunken | 0 Kommentare

Immer mehr Weinflaschen des höheren Preissegments werden neuerdings (wieder) mit einem mehr oder weniger hartem Wachs oder einer Art Siegellack verschlossen. Beim Öffnen ist dann meistens eine riesige Sauerei angesagt. Wenn man versucht, mit dem Messerchen des Kellnerbestecks oder einem anderen Schneidwerkzeug die mehr oder weniger harte Hülle zu sprengen, spritzen oft Wachs- oder Lackpartikel in alle Richtungen. Dabei muss man zudem höllisch aufpassen, dass man sich nicht in den Finger schneidet, denn die scharfen oder spitzen Werkzeuge, mit denen man dem zähen Material zu Leibe rückt, gleiten immer wieder an der glatten Oberfläche ab. Und wenn man dann hoffentlich ohne größere Blessuren den eigentlichen Korken freigelegt und gezogen hat, rutschen gerne ein paar Brösel in den Wein selbst. Schlimmstenfalls muss man den Inhalt mühsam durch ein feines Sieb gießen, um die störenden Partikel nicht mittrinken zu müssen.

Im Netz kursieren allerlei Tipps, wie man dem Wachs- oder Siegelverschluss Herr wird, doch am Ende bleibt es immer eine ziemlich freudlose (und unnötige) Fummelei. Wer hat sich das eigentlich ausgedacht? Vermutlich Marketingexperten, denn eine in rot oder gelb versiegelte Flasche sieht „wertiger“ aus und rechtfertigt gegebenenfalls einen höheren Preis. Angeblich schützt das Wachssiegel vor der Korkmotte, doch das leisten auch ungelochte Kapseln. Besser wäre es, die Winzer würden sich auf den Inhalt konzentrieren. Neben dem klassischen Naturkorken mit einer schützenden Kapsel aus Aluminium oder Kunststoff – giftiges Zinn wird schon lange nicht mehr verwendet – sind Stelvin-Drehverschlüsse durchaus eine feine Sache, weil man mit ihnen eine nur teilweise geleerte Flasche wieder umstandslos verschließen kann. Wobei noch nicht abschließend geklärt ist, wie sich insbesondere Rotweine mit modernen Schraubverschlüssen über Jahrzehnte entwickeln. Auch Glasstopfen sehen hübsch aus und sind nicht unpraktisch. Nur bitte: Verschont uns mit Wachs oder Lack!

Foto: Pixabay

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