Alt wird jung: Österreichs jüngster Lebzelter

von | Aug 13, 2022 | Appetithappen | 0 Kommentare

In der Walchseer Käserei im nordtiroler Kaiserwinkl machte ich jüngst eine schöne Entdeckung. Mitten im Hochsommer gab es dort Lebkuchen zu kaufen, solche, wie man sie sonst aus dem Salzburger Land kennt oder aus Salzburg selbst, wo die berühmte Lebzelterei Pirker aus dem ebenso berühmten Wallfahrtsort Mariazell in einem schönen Laden ihre Produkte anbietet. Leider kann man Pirker schon fast wieder als Massenanbieter charakterisieren, was natürlich Auswirkungen auf die Qualität hat. Masse ist eben niemals Klasse. Doch die Lebkuchen, die ich in besagter Käserei erstand, sind definitiv keine Massenware. Sie stammen aus der noch sehr jungen Produktion eines sehr jungen Konditors und ausgebildeten Lebzelters im Weiler Niederndorf, unweit der deutsch-österreichischen Grenze bei Kufstein. Er heißt Florian Kitzbichler und firmiert auf seiner Webseite als “jüngster Lebzelter Österreichs”. Gelernt hat er den uralten Beruf, der eng verbunden ist mit der Wachszieherei und dem Verkauf von Devotionalien in Zentren christlicher Pilgertradition, in St Wolfgang im Salzkammergut. Nachdem er seinen Gesellenbrief in Händen hielt, machte er sich in seinem Heimatort Niederndorf selbständig, wo er zur Zeit noch beim örtlichen Bäcker in Untermiete arbeitet. Seine Lebkuchenteige müssen bis zu drei Monate ruhen, bis sie zu allerlei Spezialitäten verarbeitet werden können – wie die nach Art von Salzburger Mozartkugeln mit Pistazienmarzipan und Nougatmasse gefüllten Mozartlebkuchen oder Kitzbichlers Pfefferminzblätter, die ich allerdings nicht probiert habe, weil ich Pfefferminze nicht mag. Früher dienten Lebzelten als halltare Wegzehrung für Wallfahrer, heute als süßer Snack für zwischendurch – und zwar nicht nur an Weihnachten. Besonders schön ist es, wenn sich junge Leute wieder für altes Handwerk begeistern können.

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