Weinbau ist, trotz seiner romantisierenden Darstellung, arbeitsintensive Landwirtschaft und oft genug Knochenarbeit und ein zähes Ringen mit der Natur bei Wind und Wetter. Doch zu allen Zeiten galt das Produkt dieser Arbeit als edles Erzeugnis mit hohem Renommierfaktor und viel Prestige. Wer seinen Gästen einen eigenen Wein servieren konnte, hatte es geschafft und war sich der Anerkennung sicher. Nicht nur der Adel schmückte sich über Jahrhunderte hinweg mit ausgedehntem Weinbergsbesitz, auch Industrielle wie Oetker und erfolgreiche Kaufleute wie die Frankfurter Bankiersfamilie Rothschild erwarben Weingüter, die bis heute Weltruf genießen.
Der Wunsch, wenn die materiellen Bedürfnisse mehr als befriedigt sind, auch ein Weingut zu besitzen, scheint nichts von seiner Faszination verloren zu haben und hat längst die Welt der Stars und Sternchen und Prominenten aus Film und Fernsehen erfasst. Nach dem eigenen Label auf Klamotten, Parfums und der riesigen Villa mit Pool und Meerblick in südlichen Gefilden geht der Trend zum eigenen Weingut fernab der lauten und hektischen Medienwelt. Ein eigenes Stück Land mit Weinbergen verspricht dabei nicht nur ein „back to the roots“ und eine profunde Erdung mit der Natur, sondern lässt Platz für ganz neue Dimensionen von Kreativität und Individualität: ein gesuchter Kontrast zur glitzernden Welt von Glamour und des schönen Scheins.
Einer der ersten internationalen Promis mit eigenem Weingut war Francis Ford Coppola. Der Starregisseur und Oscar-Gewinner kaufte sich 1975 weit weg von Hollywood ein Weingut mit ein paar Hektar Rebland im Napa Valley. Aus dem ursprünglich als erholsamer Wochenendsitz geplanten Anwesen wurde ein stattliches Weingut, auch dank der Mithilfe von Weinbaupionier Robert Mondavi, dessen weltberühmtes Weingut in unmittelbarer Nachbarschaft zu Coppola liegt. Heute sagt Francis Ford Coppola, der die Winery zu einem mit sehenswerten Film-Requisiten ausgestatteten „Wein-Wunderland“ umgestaltet hat, er habe ein Vermögen im Filmgeschäft verloren und ein Vermögen im Weingeschäft gemacht. Dabei sind die qualitativ respektablen Coppola-Weine durchaus bezahlbar.
„There is no business like wine-business“ scheint die Devise unter den Prominenten der Unterhaltungsszene zu lauten. Zu den ambitionierten, aber weitgehend stillen Hobbywinzern zählen „alte Weinfreaks“ wie Pierre Richard, Christopher Lambert, Tobias Moretti, Ornella Muti und Adriano Celentano, Modeschöpfer Roberto Cavalli mit seinen saftigen Rotweinen aus der Toskana, Ex-Blues-Brother Dan Aykroyd, der gleich mehrere Weingüter besitzt, aber auch „Youngster“ wie Brad Pitt, die Beckhams und Johnny Depp. Neben „Winzern“ wie Sting, dessen Weine aus der Toskana ausschließlich Freunden vorbehalten sind, hat es das britische Urgestein Cliff Richard schon zu Wein-Ehren gebracht. Der Rotwein „Vida Nova Tinto“ aus seinem portugiesischen Weingut „Adega do Cantor“ gewann auf der „International Wine Challenge“ in London immerhin eine Bronze-Medaille: übrigens als erster Wein von der Algarve.
Ausgezeichnet wurde auch der italienische Schlagersänger Al Bano Carrisi für seine Winzerkunst und erhielt den „Großen Preis“ der italienischen Winzervereinigung für seinen Rotwein „Don Carmelo“. Empfehlenswert ist auch der tiefdunkle, fruchtintensive Rotwein „Il Cantate“ von Simply-Red-Frontmann Mick Hucknall, der ein Weingut auf Sizilien besitzt, und der gehaltvolle „Planet Waves“ seines Kollegen Bob Dylan.
Dagegen betreibt Gerard Depardieu, der von sich behauptet, täglich vier bis sechs Flaschen des eigenen Rebsaftes zu trinken, Weinbau im großen kommerziellen Stil und gefällt sich dazu in der Rolle des Winzers. Gleich mehrere Weingüter in Frankreich, auf der iberischen Halbinsel, in Nordafrika und Lateinamerika nennt er sein Eigen, beraten wird das gerade jüngst wieder wegen möglicher (sexueller) Übergriffigkeit unter Beschuss geratene „enfant terrible“ der französischen Filmwelt vom renommierten Weinberater Michel Rolland. Natürlich muss man bei einem echten „Depardieu“ den Namen mitbezahlen, das gilt im übrigens für alle Promi-Weine. Mit einer Ausnahme: Die Rieslinge aus dem Weingut von TV-Moderator Günther Jauch, das er im Jahre 2010 von einer Verwandten kaufte, gehören nicht nur zu den besten im Anbaugebiet Mosel, sondern sind dazu ohne Promi-Aufschlag zu haben.
Foto: Pixabay
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