Werbung für den deutschen Wein ohne Weinhoheiten? Kaum vorstellbar, verdanken wird doch den Wein-Majestäten die aufregend unterhaltsamen Abende ihrer Wahl und Krönung, wenn die Kandidatinnen unisono von schöner Säure und schöner Frucht im Wein sprechen, dessen Rebsorte sie fast erkannt hätten, während im Publikum die johlende Fangemeinde selbstgemachte Fähnchen mit dem Konterfei der hoffentlich zukünftigen Weinkönigin schwingt. Sternstunden der deutschen Fernsehunterhaltung und Momente, in denen man keinen Cent der gezahlten TV-Gebühren bereut, gleichzeitig verstehen lernt, welchen Einfluss die einfachgestrickte Narretei zunehmend auf das gesellschaftliche Leben nimmt, wenn man provinzielle Bühne mit großem Theater verwechselt.
Damit soll jetzt Schluss sein, zumindest möchte die Anbauregion Pfalz keine Weinkönigin mehr ins Rennen zur Wahl der Deutschen Weinkönigin nach Neustadt schicken. PfalzWeinBotschafter:in sollen deren Werbeträger jetzt heißen, geadelt mit Anstecknadeln statt mit Kronen. Und natürlich soll dieses Amt auch Männern offenstehen. Ein Sakrileg? Für die einen passt das in die Zeit, für die anderen auch. Aber doch nicht so richtig. Nur weil wir in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben, und alles allen Geschlechtern offenstehen muss, so die Argumentation der Kritiker, würde sich eine Weinkönigin nicht so einfach auf einen Mann übertragen lassen. Wohl wahr, aber der viel beschworene Zeitgeist verlangt Opfer, die er am liebsten und einfachsten in der Tradition findet. Da muss man nicht lange nachdenken.
Wie etwa die gendernden Damen vom Netzwerk „Vinissima Frauen & Wein“, das als ein Geschlecht ausgrenzende Gruppe eigentlich als sexistisch, nichtbinär und transgender feindlich eingestuft werden müsste. Für sie zählt allein „die Kompetenz der Weinrepräsentant:innen – ob sie nun Hoheiten sind oder Botschafter:innen“. Eine althergebrachte und sinnleere Plattitüde, die da aus der Hüfte geschossen wird. Da müsste erst einmal definiert werden, was Kompetenz für die Weinfrauen bedeutet? Schöne Säure und schöne Frucht? Doch die Damen gehen noch weiter. „Zu oft erleben wir, dass gut ausgebildete, eloquente Weinfachfrauen als schmückendes Beiwerk inszeniert werden. Dann wird insbesondere nicht ihre Professionalität in den Vordergrund gestellt“, kritisiert die 1. Vorsitzende Trixi Bannert.
Eine interessante Beobachtung die die Frage aufwirft, warum sich gut ausgebildete Weinfachfrauen als schmückendes Beiwerk inszenieren lassen? Freiwillig oder unter Zwang? Oder sind die Sprüche von Trixi Bannert nur die Bedienung eines Rollen-Klischees, das die eigenen Unzulänglichkeiten kaschieren soll? Wir jedenfalls kennen eine ganze Reihe von deutschen und internationalen Top-Winzerinnen, die selbstbewusst eben keine Rolle einnehmen, sondern ihre Kompetenz erfolgreich in ihr selbstbestimmtes Leben integrieren, Akzente setzen, und ihren Beruf erfolgreich und eigenständig ausfüllen, ohne jemals Anhängsel zu sein. Und dazu noch erstklassige Weine machen! Einige davon sind sogar im Netzwerk „Vinissima Frauen & Wein“ aktiv. Und waren vielleicht auch mal Weinkönigin.
Foto: Pixabay
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