Seit Jahren flimmern mehr oder weniger telegene Köche über die Bildschirme ins heimelige Wohnzimmer, brutzeln junge und alte Kochkünstler auf allen Kanälen und zu allen Tages- und Nachtzeiten in unterschiedlichsten Sendeformaten und hauen hier und da ambitionierte Hobbyköche in die Pfanne. Die Sendungen erreichen Millionen, doch besser isst die Nation deswegen noch lange nicht. Aber der Absatz teurer Einbauküchen steigt. Immerhin! Auch die deutschen Bäcker haben längst das Fernsehen und seine Werbewirksamkeit entdeckt. Angeführt von TV-Kochstar Johann Lafer haben sie im ZDF den Besten ihrer Zunft gesucht und gefunden. Fehlen noch die Metzger. Und die Winzer, respektive die Sommeliers, die dem geneigten Publikum zum Fernsehmenü den passenden Wein schmackhaft machen. Das gab es schon einmal, die Älteren unter uns werden sich erinnern.
Doch die TV-Helden von einst sind längst nicht mehr angesagt, ausgemustert sitzen sie zu Hause und bedauern ihren Ruhestand oder verkaufen Weine unter Ihrem Label an ahnungslose Asiaten. Derweil bleibt das Fernsehen weitgehend „Weinfrei“ und es stellt sich die Frage, warum? Liegt es an der Lobby, die sich zu wenig um Medienrummel kümmert? Das kann man eigentlich nicht behaupten. Schließlich engagiert sich das DWI bei der Ausstrahlung der beliebten Unterhaltungssendung zur „Wahl der Deutschen Weinkönigin“ und der VDP veranstaltet den „Ball des Weines“, auf dem selbst der deutsche Hochadel mediengerecht das Tanzbein schwingt.
Doch um im richtigen Fernsehen gut rüber zu kommen, fehlen der deutschen Weinszene Typen wie Johann Lafer, Horst Lichter, Alfons Schubeck, Alexander Herrmann und wie sie alle heißen. Dazu hat Wein ein Manko, das selbst begabte Regisseure vor eine schier unlösbare Aufgabe stellt. Das ungemein spannende Thema Wein kommt auf dem Bildschirm langweilig rüber. Weinberge sehen für das laienhafte Publikum meist gleich aus, die Keller mit Fass oder Edelstahl ohnehin. Wenn dann noch das Glas locker aus dem Handgelenk geschwungen wird, die Nase tief in den Wein eintaucht und der erste Schluck im Dolby-Surround rüberkommt, gehen Vati oder Mutti lieber ein Bier aus dem Kühlschrank holen.
Aber spätestens dann, wenn die Rede auf die Säure kommt oder erklärt wird, warum der Wein X oder Y zur geschmorten Lammkeule oder zum auf der Haut gebratenen Zander passt, ist Sendeschluss. Geballtes Weinwissen hat leider selten Unterhaltungswert, was nicht immer in der Sache allein begründet liegt. Hier gibt es noch viel Pionierarbeit zu leisten und gerade die jungen Sommeliers sind aufgerufen, dem jungen Publikum den Esprit und den Spaß am Wein zu vermitteln, den er ohne Zweifel in sich birgt. Vielleicht demnächst auch im Fernsehen.
Foto: Pixabay
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