Wenn es in meiner Kindheit draußen sehr warm war, von einer wie auch immer beschaffenen „Klimakrise“ war damals glücklicherweise noch keine Rede – Sommer war Sommer und der durfte auch mal heiß sein – bereitete meine Mutter mittags oft eine Kaltschale, wobei sie sich leider meist auf Dr. Oetker verließ. Und Kinder störte der künstliche Geschmack nicht, meinen anspruchsvollen Vater schon eher, was ihn dazu veranlasste, immer mal wieder bei einer befreundeten Familie vorbeizuschauen, in der es üblich war, Gästen in der Steinobstsaison eine kalte Kirschsuppe zu servieren. Die Dame des Hauses verzichtete darauf, die Kirschen zu entsteinen, was dem Genuss keinen Abbruch tat.
Wen man die Arbeit des Entkernens nicht in Rechnung stellt, ist eine Kirschsuppe im Handumdrehen zubereitet. Dazu werden die Kirschen mit Wasser und Zucker aufgekocht, vielleicht noch mit einem Spritzer Zitronensaft bereichert, und dann mit Speisestärke – wer unbedingt will, kann auch Sago nehmen – leicht angedickt. Die Betonung liegt auf leicht, weil man ja keine Rote Grütze möchte, sondern eine Suppe. Schön kühl muss sie sein, außerdem kann man obenauf noch Wölkchen von steifgeschlagenem und gesüßtem Eischnee geben oder, wenn man etwas mehr Zeit hat, Griesklöschen. Vor alle, wenn Kinder im Haus sind, sollte man auf diesen krönenden Effekt nicht verzichten.
Foto: Pixabay
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