Für Opernfans ist der schicke Würstelstand „Bitzinger bei der Albertina“ ein Muss. Besucher der Saatsopern kommen nach der Vorstellung oder auch in einer längeren Pause gerne hierher, um bei einem späten Imbiss über die Qualität des gerade Dargebotenen zu diskutieren. Neben den üblichen Verdächtigen – Wiener Würstel mit frsichem Kren (Meerettich), hier auch Sacherwürstel genannt, Käskrainer, Currywurst mit selbst gemachter Sauce, Waldviertler, Klobasse (eine fetthaltige Brühwurst) – gibt es auch ein großes Sortiment an Riesen-Hotdogs, mit denen man notfalls bis zum frühen Morgen durchalten kann. Und im Kühlfach lagert neben dem üblichen Dosenbier auch Sekt und sogar ein kleines Champagner-Sortiment. Noch rund 280 Würstlstände soll es geben in Wien, doch angesichts der wachsenden Konkurrenz internationalen Streetfoods wie Döner, Pizza und asiatischen Nudelboxen werden es immer weniger. Deshalb hat sich eine Initiative von Würstelstandlern zum Ziel gesetzt, die „Wiener Würstelstandkultur“ zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO erklären zu lassen. Eine gute Idee, finden wir, sonst geht vielleicht wieder eine Tradition den Bach runter. Die Wiener Kaffeehauskultur, die Wiener Heurigenkultur und der Wiener Walzer stehen schon auf der illustren Liste.
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Kleiner Einspruch aus Wien: der bitzinger ist so ziemlich der untypischste würstelstand Wiens, der nur dank offensichtlich bester Beziehungen des Inhabers zur „prominenz“ oft in den Medien erwähnt wird. Da möchte ich liebauf den Leo am Gürtel – ältester würstelstand der Stadt- oder auf das würstelstandl am Hohen Markt hinweisen. und: currywurst mit selbstgemachte sauce gibt’s an einem wiener würstelstand überhaupt nicht, bei uns war currywurst seit jeher eine käsekrainer mit etwas currypulver drüber. Die in Deutschland verbreitete currywurst kennt man hierzulande gar nicht! Auch der Unfug mit dem Sekt und Champagner hat lediglich der bitzinger erfunden. üblicherweise kriegt man als einziges alkoholisches Getränk am würstelstand ein Bier, meistin Flaschen…
Schade, zuerst lässt man über jahrzehnte zu, dass sämtliche würstelstände entweder abgerissen oder in kebapstände umgewandelt werden, und jetzt kriegt man plötzlich Panik und versucht, ein weltkulturerbe daraus zu machen.
Vielen Dank für diesen interessanten Hinweis. Ich werde Ihre Anregung zu einer vertiefenden Recherche gerne aufnehmen.
Lieber Herr etscheit, danke für Ihre nette Antwort… wir alteingesessenen wiener bevorzugen ja die richtig „urigen“ würstelstände und ärgern uns sehr darüber, dass diese immer mehr verschwinden und – für Touristen – leider völlig verfälscht präsentiert werden. Ist ja wie mit den schönen alten heurigen, die es so auch nur mehr vereinzelt gibt.
Kleiner Nachtrag zum typischen würstelstand: gerne wird zur Wurst noch eine salzgurke oder senfgurke (sauer eingelegt) gegessen, der senfwunsch wird mit „siass oder schlafen?“ (süß oder scharf, will heißen kremser oder estragonsenf) abgefragt 🙂