Neben Hundekot und Ampelregierung noch ein Grund, nicht mehr nach Berlin zu fahren. Das berühmte Kaffeehaus Einstein in der Kurfürstenstraße musste Insolvenz anmelden. Seit seiner Eröffnung im Jahre 1979 war das großzügige Café in einem Gründerzeithaus nahe des KADEWE eine Institution, die weit über Berlin hinausstrahlte. Ein Oase echter Kaffeehauskultur, wo man im Großstadttrubel gerne verweilte. Und wenn man morgens früh genug kam, fand man eigentlich immer ein Plätzchen zum Frühstücken. Dazu eine ebenso freundliche wie professionelle Bedienung sowie eine Küche, einschießlich Patisserie, auf ungewohnt hohem Niveau. Wo sonst bekam man eine fast vergessene Spezialität wie Eier Benedict: pochierte Eier auf Toast mit Frühstücksspeck, überglänzt mit Sauce Hollandaise. Comme il faut auch der Original Wiener Apfelstrudel mit hauchdünne, kaum merkbaren Teigschichten. Aus vorbei die Herrlichkeit, wenn man von der weiter bestehenden, aber lange nicht so stilvollen Dependance unter den Linden absieht, die in einer eigenen Gesellschaft organisiert ist. Ob das Stammhaus jemals wiedereröffnet wird, ist ungewiss. Grund für die Insolvenz war offenbar eine Fehlinvestition des bisherigen Betreibers Philipp Hasse-Pratje an zwei anderen Standorten. „Als wir planten, gab es keinen Krieg, keine Inflation, alles war anders.“ Mehr als traurig die Nachricht vom Ende dieses gastronomischen Unikats, denn echte Kaffeehäuser im Wiener Stil sind in Deutschland immer seltener anzutreffen.
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Sehr schade, so etwas zu hören. Schon in unserer zweiten Wahlheimat Österreich werden überall die alten Kaffeemaschinen-Dinsosaurier aus den Zeiten des Manufakturbetriebes entsorgt. Da musste man noch wissen, was für Geräusche die Maschine macht, was es mit dem Tamper auf sich hat und wie lange du den Milchschaum stehen lassen solltest. Es wird leider überall auf die bekannten Marken aus den Firmen-Kaffeeküchen umgestellt. Da schaut dann der große Braune schon mal exakt wie ein Cappuccino aus und der Service merkt es nicht einmal.