Der Niedergang alt eingesessener Restaurants ist kein Phänomen, das sich nur auf Deutschland beschränkt. Jetzt traf es in Italien, genauer gesagt in Verona, das legendäre Gourmetrestaurant „Dodoci Apostoli“ („Die zwölf Aposteln“), ein Flaggschiff der italienischen Gastronomie. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die Familie Gioco den noblen Palazzo in der Veroneser Altstadt übernommen. 1958 wurde das dort angesiedelte Ristorante unter Chefkoch und Besitzer Giorgio Gioco als erstes in Italien mit einem, später sogar zwei Michelinsternen ausgezeichnet. Legendär waren seine Klassiker wie Veroneser Sellerie mit Gorgonzola oder Sfogliatina al tartuffo, ein Blätterteiggebäck mit Trüffeln.
Mit der Übernahme der „Dodici Apostoli“ durch den umtriebigen, oberitalienischen Sternekoch und Gastrounternehmer Giancarlo Perbellini weht dort ein anderer Wind. Perbellini, der neben der nunmehrigen „Casa Perbellini – 12 Apostoli“ noch weitere trendige Etablissements in Mailand, am Gardasee und auf Sizilien betreibt, ist ein typischer Vertreter der internationalen Luxusküche. Er hatte unter anderem bei Giorgio Cioco seine Ausbildung absolviert und wird nun auch in den ehrwürdigen Räumen seines früheren Lehrmeisters „ein Konzert der Aromen veranstalte(n), das Tradition und Innovation unter Berücksichtigung von Saisonalität und Rohstoffen vereint.“
Hinter der blumigen Beschreibung des Guide Michelin, der das Restaurant jüngst mit drei Sternen auszeichnete, verbirgt sich das übliche, modische und weitgehend wurzellose Crossover-Häppchenfeuerwerk, das in der Regel keinen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Wo die Reise hingeht zeigt etwa seine Kreation einer „Sesamwaffel mit Wolfsbarsch-Tartar und einem Hauch Lakritze“. Zwar soll es auch weiterhin einige Klassiker von der früheren Speisekarte des „Dodoci Apostoli“ geben, doch in der Regel sind solche Reminiszenzen nicht von langer Haltbarkeit. Natürlich gibt’s auch ein Ich-will-eigentlich-gar-nichts -essen-Menü – ohne Fisch, Fleisch, Laktose und Gluten.
Foto: Pixabay
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