Ach, Adlon!

von | Aug 27, 2023 | Aufmacher | 0 Kommentare

Berlin, offiziell die Hauptstadt der Bunderepublik Deutschland, für viele Zeitgenossen eher das Zentrum der politischen Kasperei und Scharlatanerie, die Bühne zweitklassiger Parvenüs und einer bildungsfernen Laienspielschar unter der Kuppel des Reichstages. In der jahrzehntelang politisch geschundenen Stadt kommt bis heute vieles unter die Räder und der Irrsinn macht auch vor Hotel-Legenden wie dem Adlon am Pariser Platz nicht Halt. Ganz nach dem Motto der Stadt- und Land Regierenden wird hier Aktionismus mit Qualität verwechselt und bewährte Klassiker einfach mal so nach Gusto verändert. Wie der erstmals 1990 in Paris servierte „Café Gourmand“, der einen traditionellen Kaffee mit mindestens drei verschiedenen Mini-Desserts kombiniert.

Nicht so im Hotel Adlon Kempinski. Im vermeintlich ersten Haus am Platz wird der „Café Gourmand“ ohne Kaffee serviert, den muss man extra dazu bestellen. Collegium logicum? Dafür serviert der freundliche, aber überfordert wirkende Service für stolze 16 Euro vier Mini-Desserts: Sorbet, Mini-Madeleines, Schokoladen Petit Fours und Macarons. Keines davon schafft die Hürde der Mittelmäßigkeit! Und nicht nur das. Die in der Karte im Plural angekündigten Mini-Desserts entpuppen sich verständlicherweise als singuläre Zugaben. Keine Madeleines, sondern Madeleine, eine einzige!.

Dazu hapert es mit der Rechtschreibung, wenn das Wort „Maccarons“ mit zwei c geschrieben wird. Wer auf die Idee kam, das ganze Arrangement mit einem klassischen Saucenlöffel, wohl gedacht für das Sorbet, und einer Menü-Gabel servieren zu lassen, bleibt das Geheimnis des Hotels, das mit seinem Werbespruch „Die Heimat des zeitlosen Luxus“ der Realität hinterherhinkt. Um das böse Wort „Abzocke“ zu vermeiden, kann man den „Café Gourmand“ im Hotel Adlon Kempinski als Versuch interpretieren, um mit dem erstaunten Gast ins Gespräch zu kommen und nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Und das funktioniert bestens!

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