Klimawandel bedroht Eisdielen – taz im Hitzestress!

von | Aug 22, 2023 | Aufmacher | 0 Kommentare

Laut eines taz-Artikels bedroht der Klimawandel die Eisdielen. Dass in einem heißen Jahr mehr erfrischendes Speiseeis gegessen wird als in einem kühlen und verregneten, entspricht dem gesunden Menschenverstand. Aber was zählt der schon im Heißluftgewerbe? 

Eine Vorbemerkung: Vielleicht sollte man ein journalistisches Premiumprodukte wie das hier thematisierte aus der Berliner Tageszeitung (taz) einfach ignorieren. Das Problem ist jedoch, dass Politiker, die im Zweifelsfall genauso viel oder wenig Ahnung haben wie die hier zur Rede stehende taz-Autorin, solcherlei schlecht recherchierte und tendenziöse Berichte für bare Münze nehmen und möglicherweise politische Entscheidungen darauf aufbauen, die dann Auswirkungen auch auf jene Menschen haben, die nicht zur klitzekleinen Blase der taz-Leser gehören: also die übergroße Mehrheit der Bevölkerung.

Nun zum Inhaltlichen: An diesem Wochenende titelte die taz ausweislich ihrer Onlineausgabe: „Eisdielen kämpfen mit dem Klimawandel“. Deutsche Eisverkäufer – in der Unterzeile der Headline wird nicht gegendert, im Fließtext schon – litten unter der Erderhitzung. „Milde“ Temperaturen wirkten sich positiv auf den Verkauf aus, Regen und Hitze brächten dagegen Einbrüche.

Nach einer etwas kryptischen und grammatikalisch holprigen Einleitung („Bei Temperaturen um die 25 Grad im Oktober, wie sie 2022 gemessen wurden, bevorzugen vermutlich viele Menschen ein kühles Eis, statt einem (!) heißen Pumpkin Spice Latte.“) zitiert die taz-Autorin Tabea Kirchner eine Dame namens Annalisa Carnio, die als Generalsekretärin des Verbands italienischer Eisdielen in Deutschland (Uniteis) vorgestellt wird: „Durch den Klimawandel werden die Sommer länger. Das macht sich auch in unserem Verkauf bemerkbar.“ So sei im Hitzejahr 2018 so viel Eis konsumiert worden wie seit 2003 (Jahrhundertsommer, Anm. d. Red.) nicht mehr, fügt die Autorin an. 

Ach Pardon: bei einem Pumpkin Spice Latte handelt es sich um ein Kaffeegetränk, dem mittels „Kürbiskuchengewürz“ ein herbstlicher Geschmackseindruck verliehen wird, offenbar ein Lieblingsgetränk der Dame, die sich im Internet offen als Klimaaktivistin outet.

Zurück zum Eigentlichen: Dass in einem heißen Jahr mehr erfrischendes Speiseeis gegessen wird als in einem kühlen und verregneten, entspricht dem gesunden Menschenverstand. So weit, so gut und unproblematisch. Doch hier öffnet sich eine für aktivistisch-manipulative Texte typische Überschriften-Text-Schere. Zumindest der erste Absatz widerspricht der in der Überschrift postulierten Botschaft, dass der Klimawandel den Eisdielen zu schaffen mache, diametral. Eigentlich müsste sie lauten: „Eismacher profitieren vom Klimawandel“. Eben das, was Frau Carnio offenbar auch der engagierten taz-Autorin zu vermitteln versuchte. Später widerspricht sie sich selbst: „Dass die Eis­ver­käu­fe­r:in­nen in Deutschland vom Klimawandel profitieren, könne man so also nicht sagen“, betont Carnio.

No way: Dass jemand oder etwas vom Klimawandel respektive der „Erderhitzung“ profitiert, also dieses klimatologisch-meteorologische Phänomen auch die eine oder andere gute Seite haben könnte, darf in Blättern wie der taz natürlich nicht erwähnt werden, weil sonst das für die Durchsetzung ambitionierter „Klimaschutz“-Maßnahmen nötige Paniklevel in der Bevölkerung sinken könnte.

Deswegen muss sich Frau Kirchner im Folgenden auf beinahe groteske Weise verrenken, um der Überschrift gerecht zu werden. Bei Regenwetter wie auch bei starker Hitze über 25 Grad werde weniger Eis verkauft, zitiert Kirchner abermals die Uniteis-Geschäftsführerin und fügt erläuternd hinzu, dass „etwa“ in diesem Juli die Nachfrage nach Eis eingebrochen sei. Einem Monat, der „zwar von überwiegend trockenem Wetter, aber Temperaturen von bis zu 40 Grad geprägt“ gewesen sei. Dieser Logik zufolge müsste sich also eher trockenes und warmes bis heißes Sommerwetter negativ auf den Eiskonsum auswirken. 

Ganz abgesehen davon, dass nicht alles über 25 Grad mit „starker Hitze“ gleichgesetzt werden kann, genügt ein Blick in die Monatsbilanz des Deutschen Wetterdienstes, dass es sich beim Juli 2023 keinesfalls um einen „überwiegend trockenen“, sondern vielmehr um einen außergewöhnlich nassen Sommermonat gehandelt hatte, der zudem mit 0,4 Grad über dem Mittel der aktuell gültigen Vergleichsperiode 1991 bis 2020 nicht übermäßig heiß war, abgesehen von ein paar kurzen Hitzewellen mit einer am 15. Juli in Franken gemessenen Spitzentemperatur von 38,8 Grad Celsius, also markant unter „bis zu 40 Grad“. 

Zudem stellte sich laut DWD zu Beginn des letzten Monatsdrittels eine deutlich kühlere und unbeständige Westwetterlage ein. Dabei wurden verbreitet kaum noch zwanzig Grad erreicht, und die Abende und Nächte waren empfindlich kühl, zu kühl, um auf der Straße oder der Terrasse eines Eiscafes genussvoll ein Eis zu schlecken.

Damit ist eigentlich alles gesagt, doch wagt die taz-Autorin noch einen kuriosen Vergleich zum Coronajahr 2021, als es, oh Wunder, ebenfalls einen Umsatzrückgang im Eisverkauf gegeben habe. Das könnte, so Kirchner, nur an einem „besonders kalten Frühling“ mit, laut DWD, „ungewöhnlich viel Niederschlag“ im Mai gelegen haben. Verstärkte Verdunstung, so die taz-Klimaexpertin, verursache mehr Niederschlag, „insbesondere Starkregen“ – ergo profitierten die Eisverkäufer nicht vom Klimawandel, womit sich die Überschrift-Text-Schere glücklich schließt. 

Natürlich fehlt auch nicht der Hinweis auf die Unwetterereignisse „aktuell überall auf der Welt, und zuletzt in der Nacht zu Freitag in Süd- und Ostdeutschland“. Dass der Umsatzrückgang der Eisdielen 2021 eine Folge der rigiden Corona-Maßnahmen gewesen sein könnte, kommt Frau Kirchner nicht in den Sinn.

Am Ende entfernt sich die Autorin ein wenig vom selbstgestellten Thema und räsoniert darüber, wie sich die steigenden Energiepreise auf den Speiseeiskonsum auswirken könnten. Schließlich „müsse das Eis rund um die Uhr gekühlt werden“. Absolut richtig, denn ungekühlt ist Eis kein Eis mehr, sondern vielleicht eher ein heißer Pumpkin Spice Latte.

Foto: Pixabay

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