Über die Herkunft von Speisen und Zubereitungsweisen wird seit jeher leidenschaftlich diskutiert. Jüngst berichteten Medien, dass In Italien ein Streit um den Ursprung eines der Paradegerichte der italienischen Küche losgebrochen sei. Es geht um die „Pasta alla Carbonara“, Spaghetti mit einer Sauce aus Ei und Bacon, gewürzt mit Salz und Pfeffer und überstreut mit geriebenem Käse, welche die von Qualitätsmedien immer gerne als „rechts“, „rechtsnational“ oder sogar rechtsextrem titulierte italienische Regierung unter Giorgia Meloni unter Schutz der UNESCO stellen möchte, als Teil eines Gesamtkunstwerkes namens Cucina Italiana. Ein Professor der Universität Parma namens Alberto Grandi, befragt von der Financial Times, widersprach. Das Gericht sie wahrscheinlich von italienischen Auswanderern in den USA kreiert worden, aus dem, was die Supermärkte dort so hergaben an kostengünstigen Zutaten, und wohl erst 1953 von dort nach Italien gekommen. Italiens Vizepremier Matteo Salvini habe daraufhin von einer „Neidkampagne“ gesprochen, was die Süddeutsche Zeitung sogleich als nationalistisch brandmarkte und Grandi zitierte, der gesagt habe, dass es zu Tische „keine Identität“ gebe, was natürlich internationalistischer Unsinn ist.
Zumindest sollte nicht mit zweierlei Maß gemessen werden. Als im Sommer vergangenen Jahres breit darüber berichtet wurde, dass die UNESCO den „borschtsch ukrainski“ als „Symbol der ukrainischen Küche“ im Schnellverfahren auf die Liste des immateriellen Weltkulturerbes gesetzt habe, war natürlich keine Rede davon, dass Herkunft und Identität dieser in ganz Osteuropa beheimateten Rote-Beete-Kohlsuppe letztlich nicht zu klären ist. Aber der ukrainischen Propaganda wird auch der größte Unsinn abgenommen. Und gerade erreicht uns noch eine Meldung von der kulinarischen Identitätsfront: Hummus, eine Kirchererbsenpaste soll aus Syrien stammen, was die Libanesen verärgert, die den Brei herkunftsmäßig für sich beanspruchen und sich darüber beklagen, dass Israel das Gericht im Westen als israelisch vermarktet. Dazu ein Kulturwissenschaftler von der Uni Regensburg, befragt von der Süddeutschen Zeitung: „Seit dem Ende des Osmanischen Reiches sind die Länder auf Identitätssuche. Lebensmittel schaffen Identität“. Was lernen wir daraus? Europäer dürfen keine Identität für sich beanspruchen, Ukrainer, Araber und Israelis sehr wohl.
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