Vor allem die „Flockensahne“ war legendär, ein luftiges Gebilde aus Brandteigschichten, Schlagsahne und einer Fruchtfüllung. Doch damit ist Schluss, denn das Traditionscafé Wiedamann in Ingolstadt wird zum Jahresende seine Pforte für immer schließen – nach mehr als 100 Jahren in Familienbesitz. Der heute 82-jährige Inhaber, der Konditor Fritz Wiedamann, geht in den Ruhestand. Seinen beiden Kindern habe er verboten, diesen Beruf zu ergreifen, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Es sei „einfach zu wenig“, was am Ende hängenbleibe. Zudem seien in den vergangenen Jahren zunehmend die Kunden ausgeblieben. Überall in Ingolstadt geben es Bäckereiketten, die ihre Waren viel günstiger anbieten könnten. „Die Leute wollen alles billig haben, so ist das eben“, sagt Wiedamann. Er hingegen hätte eigentlich vieles teurer machen müssen, aber das wollte er mit Rücksicht auf seine Kunden nicht.
Betritt man Wiedamanns Geschäft, begebe man sich auf eine Zeitreise, schreibt der SZ-Reporter. „Im alten Eingang hängt noch eine Jugendschutzverordnung in der Fassung von 1951, auf den großen, alten Biedermeier-Sofas versinken die Gäste. In der Ecke steht die uralte Registrierkasse, die früher hier im Einsatz war. An den Wänden hängen Bilder aus den 1930er-Jahren. Auf einem pressen sich Schulkinder in kurzen Hosen ihre Nasen an der Scheibe der Schaufensterauslage platt. 1894 habe sein Großvater das mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Haus erbaut, seit damals befindet sich im Erdgeschoss die Konditorei.“
Sehr traurig: Vielleicht hätten Wiedamanns Kinder ja doch einen Weg gefunden, die Tradition des Cafés in die Zukunft zu führen. So muss man abermals konstatieren, dass offenbar den anonymen Bäckereiketten mit ihren Aufbackstationen und dem immer gleichen Sortiment die Zukunft gehört.
Foto: Pixabay
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