Die Cancel Culture zieht immer weitere Kreise. Jetzt soll auch der Spargel den Deutschen madig gemacht werden. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), das einstige mediale Flaggschiff des Konservativismus, lässt den Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder zu Wort kommen, der beobachtet haben will, dass sich jüngere Leute vom Spargel und dem „damit verbundenen Setting in der Tradition gutbürgerlicher Küche“ abwendeten. Stangen, die man schneiden müsse, empfänden viele als unpraktisch. ‚Das passt überhaupt nicht dazu, dass man beim Essen mit dem Handy spielt. Sie brauchen am besten Dinge, die sie mit einem Löffel essen können.“ Außerdem kritisiert Hirschfelder laut FAZ den Ruf des Spargels als Luxusgemüse. Heute werde im Zusammenhang mit dem Saisongemüse vor allem über Leiharbeit debattiert. „Der Spargel hat gerade bei jungen Leuten einen Image-Schaden erlitten als Gemüse der sozialen Ungleichheit.“
Die aufgegessen-Redaktion empfiehlt als Antwort auf die kleine Kampagne der unter massivem Auflagenschwund leidenden Zeitung folgendes Rezept: Spargel mit Morchelsauce. Dazu frische oder getrocknete Morcheln – 100 Gramm pro Person in getrocknetem Zustand sollten es schon sein – nach gründlichem Waschen unter fließendem Wasser in Butter mit ein wenig Tomatenmark scharf anbraten, Wasser der Morcheln verdunsten lassen, salzen und pfeffern und dann mit Kalbsfond und Portwein ablöschen. Etwa zwanzig Minuten köcheln lassen, bis die Pilze weich sind. Schließlich in die reduzierte Sauce eine ordentliche Menge kalter Butter einmontieren. Über die nicht zu weich gekochten Spargeln löffeln, dazu Stangenweißbrot. Als Weinbegleitung empfiehlt sich der beste weiße Burgunder, der greifbar ist, oder ein Rieslingsekt. Damit kann man dann auf Leiharbeiter anstoßen. Guten Appetit!
Foto: Pixabay
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