Kimbal Musk: Wie Elons kleiner Bruder die Ernährung der Amerikaner umkrempeln will

von | Jan. 24, 2025 | Aufmacher | 0 Kommentare

Nach Donald Trump ist der US-Hightech-Tycoon Elon Musk in Windeseile zum Schreckgespenst aller Linken und Grünen avanciert. Mit seiner offen zur Schau gestellten Sympathie für die Schwefelpartei und erfrischenden Kommentaren zum politischen Personal der Bundesrepublik – Steinmeier ein „anti-demokratischer Tyrann“, Scholz ein „Narr“ – , die einen hierzulande postwendend vors Amtsgericht gebracht hätten, mischt der Multimilliardär und künftige oberste Bürokratiebekämpfer der Trump-Administration, die hinter der Brandmauer verschanzte deutsche Politkaste und ihre medialen Unterstützer kräftig auf.

Über die privaten Lebensgewohnheiten, insbesondere die kulinarischen Vorlieben des reichsten Mannes der Welt, der den Welt entrückten Deutschen so effektvoll vors Schienbein tritt, ist wenig bekannt. Wie Musk auf Twitter verriet, lässt er schon mal das Frühstück ausfallen und zieht sich nur einen Mars-Riegel oder Donut rein. Auch das Mittagessen findet in Musks Leben nur statt, wenn seine Assistentin ihm zwischen seinen zahlreichen Meetings einen Teller  vorsetzt. Dazu soll er große Mengen Diätcola trinken, zeitweise bis zu acht Dosen am Tag. Es sei ihm egal, ob der Konsum seine Lebenserwartung senke. Immerhin ehrlich, der Mann. Wenn er gelegentlich mal zu Besuch in seiner Berliner „Gigafactory“ weilt, um doofen Landespolitikern noch mehr Subventionen aus der Nase zu ziehen, behagt ihm angeblich Döner, ansonsten, wen wundert es, ein Barbecue.

Ganz anders Elons „kleiner“ Bruder Kimbal Musk. Der ist gelernter Koch, Kochbuchautor, Ernährungsaktivist und Gründer bzw. Teilhaber diverser Restaurantketten – darunter „The Kittchen“ mit eher hochpreisiger, regionaler Bistroküche und „Next Door“, wo schneller Service, Geschmack und Regionalität zusammengehen sollen, gesundes Fastfood zu moderaten Preisen. Musks Revier sind interessanterweise nicht die gastronomisch bestens versorgten Küstenregionen, sondern das sogenannte „Middle America“, das US-amerikanische Kernland zwischen Denver, Pittsburgh, Chicago und Memphis, ein Landstrich, der nach Musks Meinung in punkto Qualitätsessen Nachholbedarf hat.

Kimbal ist ein Jahr jünger als sein Bruder und in zweiter Ehe verheiratet mit der ökobewegten Tochter eines Milliardärs, die zuvor mit einer britischen Popsängerin liiert war. Er sitzt in Aufsichtsgremien von Tesla und SpaceX und ist nicht ganz so reich wie Elon.  „Nur“ 700 Millionen Euro soll er Stand Juli 2024 laut „Bild“ besitzen, während Elon (Stand Dezember 2024) mehr als 400 Milliarden Euro angehäuft hat, immerhin ein Viertel des US-Staatshaushalts. „Verfressen“ kann man solche Summe beim besten Willen nicht, selbst wenn man sich nur noch von Hummer und Beluga-Kaviar ernährt. Aber wer so viel Geld besitzt und, wie Elon, nun auch unübersehbar nach politischer Macht strebt, kommt ohnehin nur selten zum genussvollen Essen.

In Interviews wirkt Kimbal stiller und nachdenklicher als sein Bruder, was vielleicht daran liegt, dass er dem Tod schon einmal ins Gesicht geblickt hat. Bei einem Skiunfall 2010 brach er sich das Genick und hat es nur der Kunst seiner Ärzte zu verdanken, dass er wieder vollständig genesen ist. Dazu kommt ein Kindheitstrauma der kulinarischen Art. Seine Mutter, Ernährungsberaterin und ein bekanntes Fotomodell, sei eine schreckliche Köchin gewesen. „Sie hat Kürbis ohne Gewürze oder Öl gekocht. Und zu jedem Essen gab es Bohnensuppe. Ein Albtraum für Kinder!“

Jedenfalls beschloss Kimbal nach dem Unfall, sich „ganz auf Ernährung zu konzentrieren“ und sein Leben „einer glücklicheren Zukunft zu widmen“. Ein Wunsch, den er mit seinem Bruder Elon teilt, der dabei aber ganz auf Hightech setzt, die Welt mit teuren Elektroautos beglückt und schon in naher Zukunft, wie er im Gespräch mit Alice Weidel bekräftigte, mit seinem Unternehmen Space X den Mars und danach noch den Rest des Sonnensystems erobern will.

Kimbal dagegen bleibt mit beiden Beinen auf dem Boden und gründete 2010 die Bewegung „Big Green“, die Lerngärten in Schulen fördert. Die sechs Jahre später ins Leben gerufene Initiative „Square Roots“ ist dem Urban Gardening gewidmet. Kimbals Vision: Jeder Amerikaner soll irgendwann selbst Obst und Gemüse anbauen. Eine Kampfansage an die in den USA allmächtige Lebensmittelindustrie, die mit dafür verantwortlich ist, dass viele US-Bürger übergewichtig sind.

Ob Kimbals Vision realistischer ist als die von Elon beabsichtige Gründung extraterrestrischer Kolonien, sei dahingestellt. Doch schon mit seinem als Markenzeichen getragenen Cowboyhut wirkt Kimbal Musk geerdeter als der hochfliegende Elon. Auch die in seinem 2023 erschienen Kochbuch „The Kitchen – Cooking for Your Community“ versammelten Kochrezepte – amerikanische Bistroküche mit internationalen Einflüssen – bestechen mehr durch Einfachheit und starke Aromen als durch Raffinesse.

Kimbal ist ein großer Fan von Knoblauch, dem er ein eigenes Kapitel gewidmet hat: Knoblauchbutter, Schwarzes Knoblauch-Püree, gerösteter Knoblauch als Pickles, Confit, Öl und Würzpaste. Auch seinem Lieblingsgericht (Veggies weghören!), einem New York Strip-Steak, verabreicht er eine Ladung Knofel. Dazu wird das mit Pfeffer und Salz gewürzte Steak nur in etwas Olivenöl auf beiden Seiten goldbraun gebraten, wobei man, so Musk, das Fleisch nur einmal zum Wenden berühren dürfe. Wenn der gewünschte Gargrad erreicht ist, gibt Musk etwas Butter und eine zerdrückte Knoblauchzehe in die Pfanne. In dieser Knoblauchbutter wird das Steak dann geschwenkt. „Ich think that’s the one“.

Dazu gibt’s selbst gemachte Würzsaucen und Musks legendäre „Three-Day French Fries“: Am ersten Tag werden die Pommes in kaltem Wasser gewässert, am zweiten Tag zum ersten Mal frittiert ohne Farbe anzunehmen, am dritten Tag dann goldbraun gebacken. Wer da noch über Acrylamide lamentiert, dem ist nicht zu helfen.

Kimbal Musk. The Kitchen – Cooking für Your Community. 288 Seiten, Melcher Media New York, 2023

Foto: Pixabay

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