Subventionierter Sterneregen – Wie die Gastroelite die Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich feiert

von | Jan. 31, 2025 | Aufmacher | 1 Kommentar

Nach 15 Jahren Abstinenz hat der Guide Michelin den kulinarischen Himmel Österreichs wieder mit Sternen bestückt, und das Land und seine besten Köche nach 2009 damit in den Fokus des internationalen aktiven Restaurant-Führers gerückt. Das Comeback des renommierten französischen Restaurant-Führers wurde mit einer aufwendigen Präsentationshow zwischen historischen Flugzeugen und Formel-1-Rennwagen im legendären „Hangar 7“ in Salzburg inszeniert, der vor allem für sein Restaurant „Ikarus“ bekannt ist, wo Chefs aus aller Welt zu Gast am Herd stehen. Eine perfekte Location, um 82 Köche aus dem kleinen Land auszuzeichnen, 18 davon mit zwei Sternen. Es ist vor allem eine junge Garde, die sich ab 2025 wieder mit den begehrten Sternen schmücken darf. Ambitionierte Köche, teils aus traditionellen Familienbetrieben, die in ihren ausgezeichneten Restaurants hier und da auch den kulinarischen Blick in die regionale Wirtshaus-Küche zulassen.

Ein bisschen klassisches Österreich ist immer mit dabei, rot-weiß-rot strahlt gleichberechtigt mit den Michelin-Sternen. Dass es bei der höchsten Auszeichnung keine wirkliche Überraschung gab, haben die meisten der 600 geladenen Gäste erwartet. Denn neben Juan Amador, der bevor er nach Wien ging, sich zuvor schon in seiner deutschen Heimat mit der Höchstbewertung schmücken durfte und seit 2009 der einzige Drei-Sterne-Koch in Österreich war, mussten jetzt die „Reitbauers“ zur Spitze aufschließen. Das war jedem Österreicher und allen, die schon einmal im „Steirereck“ in Wien gegessen haben, klar. Offenbar nun auch den Inspektoren des Guide Michelin, die die Küchenleistung von Heinz Reitbauer und seinem Co-Küchenchef Michael Bauböck mit drei Sterne bewerteten. Die Gäste und alle Kollegen quittierten diese Entscheidung mit Standing Ovations.

Vor allem aber strahlten an diesem Abend die Gesichter der anwesenden Landes-Politiker und Tourismus-Verantwortlichen, die mit einer nicht unerheblichen „Finanzspritze“ dem Guide Michelin den Wiedereinstieg in Österreich „versüßt“ haben. Ohne Zweifel gegenüber den anderen Restaurant-Führern, die seit Jahren mit ebenso großem Einsatz und Engagement die Gastro-Szene auf eigene Kosten ins Visier nehmen, eine diskussionswürdige Entscheidung. Da mag es bei allem verständlichen Ärger und berechtigter Kritik nur ein schwacher Trost sein, dass hier Steuergeld wenigstens sinnvoll für das eigene Land und dessen Wirtschaft, die zu einem großen Teil vom Tourismus lebt, ausgegeben wurde. Am Ende profitieren alle von den Sternen: die Köche, die Gastronomen, die Hotels, die Produzenten, der Tourismus, die Wirtschaft, das Land und sogar ein bisschen der Nationalstolz der Österreicher.

Foto: Pixabay

1 Kommentar

  1. Wenn ich das lese, kriege ich einen dicken Hals: wir „niedriges Fußvolk“ dürfen mitfinanzieren, dass lokale wie von amador oder das steirereck – wo der durchschnittsverdiener sich einen Besuch vielleicht ein mal im Leben leisten kann und dafür auf den jährlichen Urlaub verzichten muss – sich mit Sternen brüsten können? Wo unser Staat in Milliardenhöhe verschuldet ist, haben wir wirklich keine anderen Sorgen? Auch den Durchschnittstouristen – der ja die Mehrzahl der Österreich-Besucher ausmacht – werden diese lokale sicher nicht anlocken…
    Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte!

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