An diesem Ort huldigt man zwar nicht dem wohl größten Pfälzer der Nachkriegszeit, unter dessen behäbiger Kanzlerschaft die Welt noch einigermaßen in Ordnung war, jedoch seinem Leibgericht, das er auch diversen Staatsgästen servieren ließ: Pfälzer Saumagen, gebraten oder gebrüht, mit Sauerkraut. Das schmeckt immer solide und sättigt, sodass man beim anschließenden Opern- oder Konzertbesuch nicht auf die sündteuren (und wenig gehaltvollen) Schnittchen der Theatergastronomie angewiesen ist. Und nach dem Kunstgenuss kann man in der Pfälzer Weinstube in der Münchner Residenz das Gehörte oder Gesehen bei einem schönen Pfälzer Riesling angemessen kommentieren. Die Pfälzer Weinstube ist eine Münchner Institution und ein Unikum, seit 1950 betrieben vom Landesverband der Pfälzer in Bayern und beheimatet im Viersäulensaal des Steinzimmertraktes der Residenz, von 1612 bis 1619 unter Herzog Maximilian I. erbaut als Quartier für hochrangige Gäste. Aus Erträgen der Weinstube finanziert der Landesverband die gemeinnützige Bayern-Pfalz-Stiftung, die junge Pfälzerinnen und Pfälzer unterstützt, die in Bayern eine Ausbildung betreiben. Die Weinstube ist zudem Sitz der Weinbruderschaft der Pfalz, Großkomturei München.
Eine weitere Besonderheit: man kann nicht reservieren, sondern findet eigentlich immer einen Platz, wobei niemand beleidigt ist, wenn sich jemand spontan zu einem an den blanken Holztisch setzen möchte. Dann rückt man eben etwas zusammen. Die Speisekarte bietet natürlich ausschließlich pfälzische Weine in solider Qualität und zu räsonable Preise. Auch die Speisekarte hält viele kleine Gericht für vergleichsweise kleines Geld bereit, etwa Getrocknete Mandelbratwurst mit Meerrettich und Brezel, Pfälzer Spundekäs mit roten Zwiebeln und Salzgebäck, Weißer Käs mit Schnittlauch, Zwiebeln und Paprikagewürz, auf der warmen Karte neben Saumagen auch Buwespitzle (Schupfnudeln) mit Sauerkraut, Fleeschknepp (Fleischklöße) mit Meerrettichsauce und Kartoffeln, Krebbenetz (Bratwurstbrät) im Netz mit Weinkraut und Kartoffelpüree oder Rumpsteak Pfälzer Art mit Schmorzwiebeln und Bratkartoffeln. Die 28,90 Euro, die dafür verlangt werden, sind aber schon das Ende der preislichen Fahnenstange.
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