Toast Hawaii, Käsewürfel mit Trauben garniert, Grillhähnchen, eingerieben mit Gewürzsalz, Königinpastetchen, Cordon bleu und die riesigen Jäger- und Zigeunerschnitzel, die mindestens den Tellerrand erreichen mussten: Es gibt sie noch, die Kultspeisen der Nation, diese unwiderstehlichen Leckereien aus den sechziger und siebziger Jahren, als die wahren Gourmets noch zu Haeberlin in den Drei-Sterne-Tempel „Auberge de L’Ill ins Elsass pilgerten, um wenigstens einmal im Leben ordentlich zu essen.
Zu Hause machte die Imbissbude um die Ecke mit Currywurst und „Pommes rot-weiß“ der heimischen Gastronomie das Leben schwer. Gleichzeitig eroberten Tiefkühlpizzen in allen Belegungsvarianten, vorfrittierte Pommes und Fischstäbchen – bis heute in Deutschland das meist verkaufte Tiefkühlprodukt – den fröhlichen kulinarischen Alltag. Der To-Go-Service war noch nicht erfunden, alles kam frisch aus den Tiefkühltruhen der boomenden Supermärkte auf den Tisch. Selbst Brötchen und original französische Baguette waren tiefgekühlt und zum Selberbacken vorgesehen. Wer etwas auf sich hielt, schaffte sich eine Tiefkühltruhe an, in deren Stauraum mindestens zwei fein säuberlich zerlegte Schweinehälften, abgepackt in praktische Plastiktüten, gelagert werden konnten. Serbische Bohnensuppe, Cevapcici und Chili Con Carne demonstrierten Internationalität der Gastgeber, keine Party ohne den kulinarischen Ausflug in die würzig scharfen Gaumenfreuden. Die ersten asiatischen Gerichte, die auch der ungeübte Restaurantgänger in der Originalsprache fehlerfrei aussprechen und sich merken konnte, hießen „Nasi Goreng“ und „Bami Goreng“. Das war noch vor der legendären Frühlingsrolle, die sich am Ende auch als Tiefkühlkost durchsetzte.
Aus den meisten Restaurants sind diese Klassiker längst verschwunden, in vielen Fällen gibt es nicht einmal mehr die Restaurants. Nach einem halbwegs authentischen Toast Hawaii, einem Jägerschnitzel mit Bratensoße und Dosenpilzen, oder einer überlaufenden Königinpastete muss man heute lange suchen. Serbische Bohnensuppe ist aus politischen Gründen von den meisten Speisenkarten verbannt. Selbst die banalen Käsewürfel, klassisch mit Traube oder Olive, werden nur noch verstümmelt ohne die Beilage serviert. Nur die Tiefkühlkost hat zugelegt und die Pizza ist längst als deutsches Kulturgut vereinnahmt. Etwas mehr als Nostalgie für Unverbesserliche.
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