Wenn Touristen von einer Reise gen Frankreich, Italien oder Spanien nach Hause zurückkehren, rühmen sie oft die schönen Märkte und reich bestückten Markthallen, denen sie dort begegnet sind. Zu Recht, denn es zählt zweifellos zu den schönsten Urlaubserlebnissen, wenn man staunend ob der kulinarischen Pracht und Vielfalt südlicher Gefilde an den prall gefüllten Markständen vorbeischlendert und sich gerne die Taschen vollpacken würde, wenn es die strengen Transportbestimmungen der Fluggesellschaften denn zuließen.
Ein Grund übrigens, vielleicht der wichtigste, weshalb ich selbst immer mit dem Auto unterwegs ist bin und nie mit einem leeren Kofferraum zu Hause anlande. Die schönsten Urlaubsmitbringsel sind für mich Wein, Käse, Süßigkeiten und andere Leckereien. Manches davon gibt es vielleicht auch bei uns zu kaufen, doch Mitgebrachtes schmeckt erfahrungsgemäß immer besser und gestattet es, einen Urlaub um ein paar Tage zu verlängern – kulinarisch.
Auch in Deutschland gibt es immer noch einige schöne Markthallen, die man allerdings erst einmal suchen und finden muss, etwa die berühmte Frankfurter Kleinmarkthalle nahe des Römers, wo es neben internationalen Spezialitäten natürlich auch typisch „Frankfotterisches“ zu kaufen gibt – als da wären Grüne Soße, Frankfurter Würstchen oder Apfelwein – oder die schöne Markthalle von Kassel in einem der wenigen alten Gebäude, die in der vom Krieg geschundenen Stadt noch erhalten sind. Dort findet man alles, was das oberhessische Wald- und Hügelland zu bieten hat: Wild, Aale Worschd oder Marmeladen mit Früchten von der Oberweser, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Viele größere Städte organisieren zudem ein- oder zweimal pro Wochen einen großen Wochenmarkt, wo Händler und Landwirte aus der Umgebung ihre Waren feilbieten. Der Mainzer Wochenmarkt an jedem Samstagmorgen im Schatten des Domes, der Winterfeldtmarkt in Berlin-Schöneberg und der Isemarkt in Hamburg-Harvestehude entlang und unter der Hochbahnstrecke sind bekannte Beispiele, wohingegen der weltberühmte Münchner Viktualienmarkt im Grunde kein echter Erzeugermarkt mehr ist, sondern eine Ansammlung fester Stände, die seit vielen Jahren von den gleichen Händlern betrieben werden. Eine Art Markthalle im Freien und eingeborenen Münchnern eher gemieden, nicht zuletzt wegen der hohen Preise.
Dafür kann München noch mit zwei großen Feinkosthäusern aufweisen – Feinkost Dallmayr und Feinkost Käfer, ein Privileg, über das andere Städte nicht mehr verfügen. Denn viele der alt eingesessenen Feinkost-Institutionen haben längst aufgegeben wie Feinkost Plöger in der Frankfurter Freßgass oder Feinkost Feickert in Wiesbaden. Das Sterben vieler Kaufhäuser hat überdies dazu geführt, das auch viele der oft recht anspruchsvollen Lebensmittelabteilungen von Karstadt, Kaufhof oder Hertie nicht mehr existieren, abgesehen natürlich von der legendären Feinschmeckeretage im Berliner KADEWE.
Wir wollen hier bei aufgegesen.info in nächster Zeit in losen Abständen kleine Porträts deutscher Markthallen, Wochenmärkte und noch existierender Feinkosthäuser veröffentlichen. Nicht zuletzt verbunden mit der Absicht, dem immer stärkeren, durch Corona zusätzlich befeuerten Trend, sich auch Lebensmittel ins Haus liefern zu lassen, etwas entgegenzusetzen. Denn was ist schöner und Genuss trächtiger, als in Markthallen oder auf Wochenmärkten herumzuschlendern, immer offen für alles Schöne, Gute und Leckere, was auch unser Land zu bieten hat.
Foto: Pixabay
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