Habeck, Mallorca, Pizza & Pasta – Tipps für Anfänger-Provokateure

von | Feb. 7, 2025 | Aufmacher | 0 Kommentare

Kennen Sie das? Sie sind zu einer offiziellen Festivität oder Veranstaltung eingeladen, und bekommen dort, quasi als Entree in die kulinarische Hölle, billigen Prosecco serviert. Dazu, als Krönung der Geschmacklosigkeit, gibt es mit Discounter-Lachs belegte Häppchen. Man gönnt sich, aber vor allem den anderen ja sonst nichts. Um den netten Abend abzurunden, sitzt man etwas später mit fremden Menschen an einem Tisch und versucht, nach der obligatorischen Vorstellungsrunde, die Zeit mit Smalltalk herumzubringen. Ein paar Worte über das Wetter und den Gastgeber, das wars. Für mehr ist nur selten die richtige Zeit am richtigen Ort.

Der einst provokante Hinweis, dass man Habeck für einen Schwachkopf, und die Regierung für eine Gurkentruppe hält, erfährt heute allenthalben Zustimmung und ist damit der untaugliche Versuch, eine spannungsgeladene Konversation anzuleiern. Doch es gibt zwei Themen, die bei jeder passender und unpassender Gelegenheit für Aufsehen sorgen, und Sprachlosigkeit in emotional geladene Vorträge verwandeln. Die sachte Variante, bestens geeignet für Anfänger-Provokateure, ist das völlig unerwartete Bekenntnis, noch nie in Mallorca gewesen zu sein. Wer noch einen draufsetzen möchte schwört bei seiner seligen Mutter, dass er es in diesem Leben auch nicht vorhat die Insel zu betreten, weil man niemals in einen jener Billigflieger steigen wird, bei denen der Applaus der Passagiere nach gelungener Landung die laufenden Triebwerke übertönt.

Was danach in aller Regel folgt ist ein engagierter Vortrag unter zustimmendem Kopfnicken der anderen Gäste, der die Vorzüge des schönen, ja paradiesisch anmutenden Hinterlandes, wo die zauberhafte Finka eines guten Bekannten liegt, in blumigen Worten beschreibt. Fernab der Ballermann-Strände und der Aldi-Filialen, von denen man sich vehement distanziert.

Wer darauf verzichten kann, von seinen deutschen Zeitgenossen geliebt zu werden, sollte mit dem zweiten Thema das Schwert in Richtung Italien schwingen. Dabei kann man heute um den italienischen Fußball getrost einen Bogen machen, auch die hohe Kunst des italienischen Autobaus ist aktuell nicht mehr der Rede wert. Wer thematisch richtig zuschlagen möchte, stellt die italienische Küche in Frage, und sticht damit in ein veritables Wespennest. Die Liebe zu Italien ist in Sachen Gourmandise unantastbar, Pizza und Pasta die Lieblingsgerichte der Deutschen. Wahrscheinlich, weil sie kinderleicht zu machen sind, satt machen und auf den ersten Blick, lässt man Wareneinsatz und Verkaufspreis außer Acht, günstig erscheinen. Italienisches Lebensgefühl auf Bestellung. Mit Salat-Variationen, die man in der Heimat von Luigi und Isabella nicht kennt, Pasta-Portionen, von denen in Italien ganze Familien verköstigt werden können, und spärlich belegte Pizzen mit Fantasienamen, bei denen Muttersprachler der Appetit vergeht.

Zugegeben, es gibt tatsächlich so etwas wie eine italienische Gourmet-Küche, aber die ist in Deutschland so rar wie der echte Mozzarella im Discounter. Kein Zweifel, dass in Italien gute und sehr gute Produkte produziert werden, die aber ihren Preis haben. Und genau an dieser Stelle steigen die meisten deutschen Italo-Fans aus, und frönen Pizza und Pasta beim Italiener um die Ecke. Dazu ein überteuerter Wein vom Cousin aus Sizilien, und ein Espresso aufs Haus. Das schöne Leben kann so einfach sein.

Foto: Pixabay

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