Lucie mit dem Nasenring – Metaxa war einmal

von | Mrz 23, 2024 | Aufmacher | 3 Kommentare

„Hallo Ingo, wir haben für dich einen Tisch reserviert und freuen uns auf dich“, stand in der E-Mail, die mir Zelina von der Rezeption schickte, nachdem ich in einem quadratisch übersichtlichen Kalendersystem meinen Wunschtermin und meine Wunschuhrzeit eingegeben, und mit einem Haken bestätigte hatte, dass ich nicht an irgendwelchen “Unverträglichkeiten” leide, also mehr oder weniger alles esse. Mit einem weiteren Häkchen konnte ich zustimmen, dass ich an diesem von mir gewünschten Termin nichts zu feiern habe, es also keinen besonderen Anlass meines Besuches gibt. Es sollte einfach nur ein normaler Abend werden, ein Restaurantbesuch mit Essen und Trinken ohne Bohei.

Nach der ersten Freude über die positive Bestätigung meiner Reservierung fragte ich mich, woher ich Zelina von der Rezeption kennen könnte. In meinen näheren und weiteren Bekanntenkreis, und in meinem beruflichen Umfeld gibt es keine Zelina, da war ich mir ziemlich sicher. Auch den Nachnamen „von der Rezeption“ konnte ich niemanden zuordnen, obwohl mir Adelstiteln durchaus geläufig waren. Schließlich steckt der Rheingau voller Barone, Grafen, ja sogar Fürsten und Prinzen sind in meiner Heimat seit Jahrhunderten ansässig. Auch das Gothaische Genealogische Handbuch (GGH) von der Stiftung Deutsches Adelsarchiv, das in jeden ordentlichen Haushalt gehört, brachte keine Aufklärung. Eine Familie „von der Rezeption“ wurde in dem unverzichtbaren Standardwerk nicht geführt. Rätselhaft.

An besagtem Tag meiner Reservierung habe ich im Restaurant dann zwar nicht Zelina, aber Lucie vom Service kennengelernt. Eine junge Frau mit bunten Tattoos auf den Händen und am Hals, einer stattlichen Anzahl an kleinen, über das ganze Ohr verteilten Ringen, sowie einem silberglänzenden Nasenring, der, wie sie mir auf Nachfrage erklärte, ein Urlaubssouvenir sei. Wo genau sie die schönsten Wochen des Jahres verbracht hatte, habe ich leider vergessen. Ich erinnere mich aber noch, dass ich selbst aus meinem Griechenlandurlaub 1981 eine Flasche Metaxa, ein Weinbrand aus Muskattrauben, als Souvenir mitgebracht habe. Gücklicherweise hielt der nicht so lange wie Tattoos halten. Und er ging anderen Menschen nicht auf die Nerven. Zumindest stand ihnen frei zu sagen: Danke, ich trinke keinen Metaxa.

Foto: Pixabay

3 Kommentare

  1. Bin etwas ratlos: Was will uns diese Glosse sagen? GRUSS!

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  2. Ich finde das neuerdings in Mode gekommene Duzen unerträglich – es ist für mich schlicht ungehörig, fremde Gäste zu duzen. Da wäre mir ein Metaxa auch lieber….

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  3. Ich duze niemals ungefragt Gäste. Werde ich geduzt, dann spreche ich ebenso unbefangen. Ansonsten bleibt’s beim “Sie”.

    Und ja, der infantile Ton dieser Mails geht mir – auch z.B. bei “Otto Versand” auf den Wecker.

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