Alles so schön bunt hier – Frankfurter “Fressgass” feiert Ramadan

von | Mrz 15, 2024 | Aufmacher | 1 Kommentar

Manchmal brauchen auch in geordneten bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsene Menschen einen Augenblick, um das neue „Wahre, Schöne und Gute“ zu erkennen, das andere Zeitgenossen voraussahen, und als logische Konsequenz der Wahrheitsfindung als unabdingbare, alternativlose und segenreiche Heilsbotschaft wie eine Monstranz vor sich hertragen.

Anfangs stand ich als Kind vom Land der Sache skeptisch gegenüber und wunderte mich, als die bunte Gesellschaft auf die Tagesordnung kam, „Multikulti“ auch die verschlafene Provinz erreichte und von oberster Stelle verkündet wurde, dass dies und jenes jetzt dazugehört, das andere nicht mehr, wir eigentlich kein Volk mehr sind, man in staatlichen Führungspositionen Deutschland zum kotzen finden darf, und in diesen erlauchten Kreisen der Zweiklang „Deutschland verrecke“ genauso wie der gepflegte linke Antisemitismus zur neuen Solidaritätskultur gehört. Das alles erschien mir zunächst weit weg von meinen jugendlichen Idealen, die mir in einem konservativen Elternhaus, dem katholischen Kindergarten und letztendlich im Humanistischen Gymnasium vermittelt wurden. Meine Bedenken waren, wie ich heute weiß, kleingeistige, unberechtigte Sorgen aus der Provinz.

Heute erfreue ich mich in bekennender Dankbarkeit an den kulturellen Bereicherungen, die unser Land – ehemals Deutschland – so wunderbar bunt und vielfältig gemacht haben. Vor dem „besten Deutschland, dass es jemals gegeben hat“ wusste ich gar nicht wie langweilig es in unserer Kleinstadt ohne Nagelstudios und Barber-Shops war. Aber vor allem erfreue ich mich an der multikulturellen kulinarischen Bereicherung, die noch lange nicht zu Ende ist.

Vorbei die spießige deutsche Hausmannskost im noch altbürgerlichen Gasthaus. Heute triumphieren landauf landab drehende Kebap-Spieße in schicken Imbissstuben und konkurrieren mit den „all-you-can-eat-Asiaten“ und indischen Kochkünstlern in nicht minder ansprechend dekorierten Locations. Geschmack muss sein, davon wird auch die beschauliche Provinz nicht verschont. Und während Pizza und Pasta längst nicht mehr eigenhändig von Mama zubereitet werden, und der „Italiener um die Ecke“ nach und nach verschwindet, gehören die italienischen Klassiker in jeder halbwegs ordentlich sortieren Kebab-Bude zum Standard-Angebot. Bella Italia am Bosporus. Dazu noch ein bisschen Thai, und natürlich Burger in allen möglichen und unmöglichen Variationen. Hausgemachtes Fast-Food, Tag-und Nacht lieferbar, setzt seinen Siegeszug fort. Personalmangel scheint hier im wahrsten Sinne des Wortes ein Fremdwort zu sein. Bio, nachhaltig, veggie und vegan übrigens auch. Man kann ja nicht alles haben.

Dazu hat Multikulti auch Unterhaltungswert, wie die Stadt Frankfurt am Main beweist. Nicht nur, dass die zunehmende Vollverschleierung die graue Tristesse ihrer Fußgängerzonen belebt. Damit die Innenstadt zwischen Weihnachten und Weihnachten halbwegs dekorativ bleibt, hatten die Frankfurter Stadt:Väter:Mütter:Diverse die geniale Idee, eine belebte Straße während der muslimischen Fastenzeit im neunten Monat des islamischen Mondkalenders mit bunten Lichtern unter dem Motto „Happy Ramadan“ zu schmücken. Dass sie dafür die „Fressgass“ ausgesucht haben, zeugt von ironischem Esprit und tiefsinnigen Humor. Denn die kleine Flanierstraße zwischen Opernplatz und Börsenstraße, in der alljährlich im Spätsommer der Rheingauer Weinmarkt stattfindet, gilt als ausgewiesene kulinarische Straßenmeile. Ein Dorado für Bars, Cafés, Restaurants, Würstchenbuden und Feinkostläden. Da liegt Essen in der Luft, hier kann man kulinarisch die „Sau rauslassen“. Die ganze Fressgass macht Appetit und ist schon deswegen der ideale Platz, um auf den Fastenmonat der Muslime als „Happy Ramadan“ aufmerksam zu machen. Dazu sollen die leuchtenden Halbmonde und Sterne des Ramadans auch gegen Rassismus und, man höre und staune, Antisemitismus wirken. So jedenfalls die Offiziellen der Stadt, die offenbar von einem anderen Stern kommen. Ganz mein Humor, großartig.

Foto: Pixabay

1 Kommentar

  1. Da kann man gar nichts mehr hinzufügen
    *ohne Worte *
    Jeder satz ein treffer

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