Der beste deutsche Salat ist wohl der Feldsalat. Sein nussiges Aroma ist unerreicht, vor allem, wenn man ihn mit gebratenem Speck und Walnussbröseln und einer auf Walnussöl basierenden Vinaigrette serviert, als Vorspeise oder als begleitender Salatgang. Natürlich sollte es Freilandware sein, wobei Deutschlands bester Feldsalat aus Südbaden stammt. Saison hat die Rohkost-Spezialität zwischen Oktober und März. Auf dem Hof von Ringold Wagner in Denzlingen nördlich von Freiburg im Breisgau wird er von Hand geerntet, geputzt und sorgfältig gewaschen, bevor man ihn beispielsweise auf dem Freiburger Münstermarkt kaufen kann. „Sonnenwirbeli“ heißt er hier, während er andernorts unter Bezeichnungen wie Vogerlsalat, Rapunzel oder Nüsslisalat läuft.
Natürlich ist der Freiburger Münstermarkt rund um das berühmte gotische Wahrzeichen der Stadt nicht nur eine Anlaufstelle für Feldsalat-Adepten. Hier gibt es alles, was das Herz des Gourmets begehrt – und das sogar an jedem Wochentag von 7 Uhr früh bis 13.30 Uhr und samstags bis 14.00 Uhr. Die meisten anderen Märkte in Deutschland werden nur an Samstagen abgehalten. Mit seinen Kunden freundlichen Öffnungszeiten ähnelt der Münstermarkt den Freiluft-Märkten in Italien. Und im Breisgau ist es ja oft auch fast so warm wie in dem von den Deutschen so geschätzten Land am Mittelmeer.
In der selbsternannten Öko-Metropole Freiburg wird der Münstermarkt auch als „größter Unverpacktladen“ der Region beworben – aber das lässt sich eigentlich von jedem Wochenmarkt sagen. 130 Marktstände gruppieren sich rund um das Münster, wobei die Nordseite als „Bauernseite“ fungiert, mit frischen Lebensmitteln aller Art und Beschickern aus der Region, dem Markgräflerland, dem Breisgau, dem Kaiserstuhl sowie dem Dreisam- und dem Glottertal, die hinauf in den Schwarzwald führen. Auf der Südseite bieten die Händler Feinkost an, exotische Früchte Kunsthandwerk und Pflanzen.
Neben den Wurstimbissen auf der Nordseite, wo man sich eine kleine Zwischenmahlzeit gönnen kann, findet sich der Verkaufswagen der Metzgerei Reichenbach aus dem Glotteral, wo auch ein guter Wein wächst. Die große Metzgerei mit mehrere Filialen ist bekannt für ihre regionalen Fleisch-, Wurst- und Schinkenspezialitäten. Wer ein badisches Schäufele kaufen möchte, das traditionell gekocht und nicht gebraten serviert wird, mit Kartoffelstampf und Sauerkraut, ist hier an der richtigen Adresse. Oder Schwarzwälder Schinken mit seinem dezenten Raucharoma, der es durchaus mit einem Parmaschinken aufnehmen kann. Er wird allerdings nicht so hauchdünn geschnitten wie sein italienisches Pendant.
Überaus beliebt ist auf dem Freiburger Münstermarkt ist auch der Stand von Stefans Käsekuchen mit Käsekuchen-Variationen vom Klassiker bis zu einer mit Kastanien verfeinerten Version a la francaise – schließlich ist das Elsass nur einen Steinwurf entfernt. Rechts vom Hauptportal des Freiburger Münsters trifft man auf „Schlossberg-Pilze“. Sie werden in einer aus dem Zweiten Weltkrieg überkommenen Zivilschutzanlage im Schlossberg östlich der Altstadt kultiviert. Auch der Tofu am Stand von Christiane Ortlof stammt aus der Region, nämlich von der in Freiburg ansässigen Firma Taifun-Tofu, die sich mit Sojabohnen aus der Rheinebene versorgt und als Pionier deutscher Tofu-Produktion gilt.
Wie viele bekannte Märkte werden auch auf dem Münstermarkt regelmäßige Marktführungen mit Verkostungsmöglichkeiten angeboten. Aber am schönsten ist es immer noch, wenn man selbst herumstreift, mit den Marktleute plaudert und sich die Einkaufstasche füllt. Wer Wert darauf legt, nicht als Tourist erkannt zu werden, sollte an einem der zahlreichen Wurststände eine „Lange Rote“ keinesfalls „geknickt“ bestellen. Einheimische essen die typische Freiburger Bratwurst – ohne Darm und nur leicht geräuchert – immer im Ganzen, auch wenn sie weit aus dem Weckle (Brötchen) herausragt.
Foto: Pixabay
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