Serie Märkte (4): Winterfeldtmarkt Berlin

von | Nov. 10, 2023 | Aktion, Aufmacher | 0 Kommentare

Manchmal findet man sie noch auf dem Winterfeldtmarkt im Herzen Berlins, die berühmten, aber leider selten gewordenen Teltower Rübchen. Die kleinen, schmackhaften Rettiche, die erst im Spätherbst geerntet werden, sind eine Rarität aus dem südlichen Speckgürtel der Bundeshauptstadt und werden nur noch von wenigen Landwirten kultiviert. Ihr nussiger, leicht scharfer, an Meerrettich erinnernder Geschmack und ihre kompakte, niemals wässrige Konsistenz sind einzigartig.

Wer sie einmal findet und sicher sein kann, es nicht mit schnöden Navets, Pastinaken oder anderem ähnlich aussehendem Gemüse zu tun zu haben, sollte unbedingt zugreifen. Damit sie zur Delikatesse werden, muss man sie schälen, was wegen ihrer Verwachsungen etwas mühsam sein kann. Am besten funktioniert es mit einem Sparschäler. Dann werden die Rübchen in Hälften oder Viertel geschnitten und in reichlich Butter und etwas Zucker karamellisiert. Noch etwas Hühnerbrühe zugeben, salzen, und bei geringer Hitze zugedeckt gar köcheln lassen. Man kann Teltower Rübchen als Beilage zu deftigem Fleisch (Kasseler Rippchen, geräuchertes Bauchfleisch) servieren oder als Hauptgericht zusammen mit kleinen, speckigen Kartoffeln.  

Doch auch ohne Rübchen ist der fußläufig in der Nähe des U-Bahnhofs Nollendorfplatz gelegene Winterfeldtmarkt auf dem gleichnamigen Platz in Berlin-Schöneberg immer einen Besuch wert. Der Markt gilt als der größte und bekannteste Wochenmarkt Berlins und findet immer mittwochs und samstags statt, wobei der Samstagsmarkt (8.00 bis 16.00 Uhr) mit mehr als 100 Ständen deutlich größer ist als wochentags.

Hier treffen sich übernächtigte Szenegänger, Touristen und, frei nach Angela Merkel, Schon-länger-dort-Lebenden zum zwanglosen Einkauf, Plausch und Imbiss. Davor oder danach kann man in einem der zahlreichen Cafés des Kiezes frühstücken, etwa im Berio in der Maaßenstraße 7, einem Treffpunkt auch der schwullesbischen Szene, die in diesem Stadtteil traditionell ihre Hochburg besitzt.

Neben autochthonen Ständen mit Obst, Gemüse, Biobrot, Fleisch, Käse und Fisch („Fisch Jürgen“) aus Berlin und seinem brandenburgischen Umland gibt es auf dem Winterfeldtmarkt natürlich viel Internationales. Wer auf einen Snack Appetit verspürt, hat die Qual der Wahl – von der klassischen Thüringer Bratwurst über Schinkenbratwurst, Lammbratwurst, Falafel und Vegetarischem bis hin zu italienischer Pasta, Crepes, Galettes, hausgemachten Hamburger und Cheeseburgern sowie hervorragenden Espresso- und Kaffeespezialitäten.

Stadtbekannt sind das Tiramisu und der Kaffee von Roberto. Seit mehr als einem Jahrzehnt steht der italienische Gastronom und Feinkosthändler wöchentlich auf dem Markt in Schöneberg und am Hackeschen Markt und bietet neben vielfältigen Antipasti, Salumi und Käse auch allerlei Süßes wie die Ricotta gefüllten sizilianischen Cannoli oder Kekse mit Marmelade oder Mandel. Und natürlich, siehe oben, Tiramisu. Längere Wartezeiten muss man bei Roberto in Kauf nehmen.

Wenn man auf dem Winterfeldtmarkt doch einmal vergeblich nach einem bestimmten Produkt Ausschau gehalten hat, empfiehlt sich ein kleiner Marsch zum nahen Wittenbergplatz. Dort findet sich die legendäre Feinkostetage des KaDeWe, die wir bei anderer Gelegenheit ausführlicher vorstellen möchten.

Foto: Pixabay

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