Wie weit ist man bereit zu fahren, um erstklassiges Fleisch und beste Wurst kaufen zu können? Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen, die nicht auf industrielle Supermarktware zurückgreifen möchten, weil der heimische Metzger seinen Laden dicht gemacht hat. Geschlachtet wurde dort ohnehin seit Jahren nicht mehr, diese glückliche Kombination Metzgerei mit eigener Schlachtung, am besten noch mit angeschlossener Gastwirtschaft, ist in Deutschland so selten geworden wie freilaufende Löwen in der Bundeshauptstadt. Auch beim Nachbarn Frankreich gehört das Metzgerhandwerk zu der aussterbenden Spezies, doch es gibt Lichtblicke im kulinarischen Dunkel. Einer der hellsten ist die Metzgerei „Polmard“ in Saint Mihiel, einem grauen Kaff im Nordosten Frankreichs im Département Meuse in der Region Grand Est, die bis 2015 Lothringen hieß. Ein unspektakulärer Ort mit rund 400 Einwohnern, französische Tristesse pur. Wäre da nicht diese Boucherie und Charcuterie mit den beiden großen Schaufenstern, hinten denen sich ein fleischiges und wurstiges Schlaraffenland verbirgt. Im puristisch schicken Interieur fallen die kleinen Tische und Stühle auf, die gegenüber der Theke stehen. Metzgerei mit Restaurant in einem Raum, besser geht nicht.
Alle Produkte die hier angeboten werden stammen von eigenen Tieren der Rasse „Blonde d‘Aquitaine“, die der Familienbetrieb seit sechs Generationen artgerecht züchtet, und die stressfrei und luxuriös freilaufend auf Wiesen und im Wald leben. Das sogenannte normale Fleisch der Boucherie reift rund vier bis acht Wochen bevor es verkauft wird. Daneben gibt es besondere Jahrgangsstücke, eine Spezialität des Hauses, die preislich schon mal in die tausende gehen können. Das Angebot an Charcuterie ist überschaubar, aber von erstklassiger Qualität. Am besten reserviert man einen Tisch im Metzgerei-Restaurant, bestellt als Vorspeise das wahrscheinlich beste Tatar der Welt, oder eine gut sortierte Platte mit Charcuterie, und als Hauptgericht ein auf glimmendem Heu serviertes gegrilltes Steak mit hausgemachten Pommes. Danach möchte man immer wieder nach Saint Mihiel, dem grauen Kaff im Nordosten Frankreichs, wo es einen der besten Metzger der Welt gibt.
Foto: Pixabay
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