Nicht erst seit Corona verändert sich die Gastronomie-Szene in Deutschland in einem rasanten Tempo. Schon seit Jahren schließen immer mehr traditionelle Gast- und Wirtshäuser, eine Entwicklung, die in den Medien als „Wirtshaussterben“ thematisiert wird. Einst waren diese Adressen das Rückgrat der gutbürgerlichen deutschen Küche. Und nicht nur das. Sie hatten auch eine unschätzbare soziale Funktion, waren Treffpunkt der lokalen Vereine und Stammtische, Veranstaltungsort für familiäre Feiern, und nicht zuletzt Begegnungsstätte von Menschen, die sich hier auf ein Bier oder ein Glas Wein in geselliger Runde trafen.
Allzu viele Gasthöfe und Wirtshäuser haben den schon Jahrzehnte andauernden Niedergang nicht überlebt. Manche konnten allerdings gerettet werden, oft in neuem Gewand, weil sich rührige Bürger vor Ort für deren Erhaltung stark machten, oder mit Unterstützung der jeweiligen Kommune Genossenschaften gründeten, an denen sich die Bürger beteiligen konnten, um IHR Gasthaus weiterleben zu lassen. Im oberbayerischen Achental war es die Stiftung Kulturerbe Bayern, die ein bekanntes Ausflugs-Gasthaus nahe der kunsthistorisch bedeutenden Streichenkapelle, das unmittelbar von Schließung bedroht war, unter ihre Fittiche nahm. Doch dies sind glückliche Einzelfälle, die leider nicht darüber hinwegtäuschen können, dass es schlecht steht um die bodenständige, deutsche Gastronomie.
Wir möchte uns in unserem Blog einmal mehr für die Erhaltung der letzten gutbürgerlichen Wirtshäuser in Deutschland stark machen, indem wir regelmäßig die besten Adressen präsentieren wollen. Jene Adressen, die in den meisten Gastronomieführern unbeachtet bleiben, weil ihre Küche und ihr Ambiente zu wenig spektakulär sind. Was wir suchen und was in diesem Land auf allen Ebenen und in allen Bezügen immer häufiger fehlt, ist das verlässlich Gute, das Normale, das Ehrliche.
Dabei möchten wir auch auf die Hilfe und Expertise unserer Leser bauen. Nennen sie uns ihre Favoriten und beschreiben sie kurz das Ambiente und das Angebot an Speisen und Getränken. Die schönsten Texte werden wir zeitnah veröffentlichen. Wenn Sie wollen, nennen wir gerne Ihren Namen, aber wir haben natürlich auch Verständnis dafür, wenn Sie anonym bleiben wollen.
Als kleines Dankeschön werden wir unter allen Einsendern, die es in unseren Blog geschafft haben, aktuelle Kochbücher aus unserem umfangreichen Fundus verlosen.
Foto: Pixabay
Kiepenkerl in Münster. Ein Gesamtkunstwerk vom Allerfeinsten. Großer Außenbereich in idealer Lage (wenn die Roma nicht gerade Bettelmusik dudeln), innen ein feines, gediegenes, traditionelles Ambiente. Genialer Staff. Keine Ahnung, was die mit denen machen, aber die sind alle Klasse. Und stolz. Macht Spaß. Der Kiepenkerl hat sein eigenes Bier und auch sonst allerhand aus eigener Manufaktur. OK und das Essen? Sagenhaft. Münsteraner Spezialitäten, Klassiker, keinerlei Chichi, einfach eine Brigade, die offensichtlich zeigen will, wie verdammt gut „gaubürgerliche“ Küche sein kann. Die Hunsrücker Sülze ist ein Naturereignis. Hochdekoriert von vielen Führern. Und nebenbei ein unaufdringliches aber sehr, sehr gutes Marketing. Siehe die Website: https://grosser-kiepenkerl.de. Ich hab schon einige Freunde da mit hingenommen, jeder von ihnen war hingerissen.