Sich allerlei Speisen – oder was von den Lieferdiensten darunter subsumiert wird – nach Hause liefern zu lassen, ist die Gegenbewegung zur immer wieder beschworenen Nachhaltigkeit ohne Verpackungen und der Idee, mit der Zubereitung von frischen, regionalen und saisonalen Produkten die heimische Landwirtschaft zu unterstützen, das Klima zu retten, und seinem von Arbeit geschundenen Körper etwas Gutes zu tun. Rund 20 Millionen Menschen bestellen jeden Monat ein- oder mehrmals Essen bei einem Lieferdienst, weil sie keine Lust zum Kochen haben. Koste es was es wolle, das Thema Qualität ist dabei zu vernachlässigen.
Pizza ist das beliebteste Bestell-Essen, geliefert im durchgeweichten grauen Pappkarton, der angesichts des meist stolzen Preises für den mit minderwertigen Zutaten spärlich belegten Teigfladen durchaus mitgegessen werden sollte. Die anderen beiden Lieblingsgerichte der Deutschen, Burger und Döner stehen ebenfalls ganz oben auf der Lieferliste. Großzügig eingewickelt in Alufolie, aus der man mit etwas Geschick einen Kotflügel fürs E-Auto schmieden könnte. Umweltfreundliche Ressourcen-Verwendung, alles im grünen Bereich.
Jetzt kommt die Gourmet-Fraktion um die Ecke und springt auf den Lieferzug auf. Anton Schmaus, seines Zeichens Sternekoch und Chefkoch der deutschen Fußballnationalmannschaft, lässt seine Kreationen, die preislich zwischen 15 und 35 Euro liegen sollen, künftig von Lieferando in München ausliefern. Beef Carpaccio, Linsenköfte, pochierter Lachs und geschmorte Rinderbacken stehen auf der Karte, die Gerichte, die nicht sonderlich einfallsreich klingen, werden im „Charles Hotel“ zubereitet. Nicht von Anton Schmaus, sondern vom Küchenteam des Luxushotels unter der Regie von Thomas Anton Beiglböck. Wenigstens den Namen Anton haben die beiden Küchenkünstler gemein. Schmaus freut sich wie Bolle auf das „Mega-Projekt“, das nach München auf weitere Städte ausgedehnt werden soll. Dafür hat Lieferando spezielle und laut eigener Aussage „sehr hochwertige Verpackungen“ entwickelt, die Frische und Qualität der Speisen sicherstellen, die rund 35 Minuten nach Bestellung geliefert werden sollen.
Ein Teil der Schmaus-Gerichte wird auch der Nationalmannschaft des DFB kredenzt. Doch noch weiß keiner, ob das eine Drohung, oder ein nachhaltiger Marketing-Gag ist. Wenn die Gerichte so schmecken wie die Nationalmannschaft Fußball spielt, ist es kein Wunder, wenn die Pizza auf Platz 1 der Bestelllisten bleibt.
Foto: Pixabay
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