Serie Wochenmärkte und Markthallen (10): Salzburger Schrannenmarkt

von | Juni 27, 2025 | Aufmacher | 0 Kommentare

Vor dem Standl von „Monger Konserven“ aus dem Salzburger Land hat sich eine lange Schlange gebildet. Viele Kunden decken sich nochmal ein mit „Kleinen Gurkerl, krachfrisch und süss-sauer“ etwa oder anderem Sauergemüse in Gläsern, denn der Traditionsbetrieb ist an diesem Donnerstag das letzte Mal auf der Schranne, genauer gesagt dem Salzburger Schrannenmarkt. „Bessa geht’s nimma“, lautet der Slogan der kleinen Firma, deren Inhaber in Rente gehen. Einen Nachfolger gibt es nicht. Schade, wieder ein kleiner, feiner Spezialist weniger. Trotzdem schmälert der bedauerliche Abgang das Angebot des Schrannenmarktes nur wenig.

Der Salzburger Schrannenmarkt im Schatten der wuchtigen St. Andräkirche direkt gegenüber Schloss Mirabell auf der rechten Seite der Salzach ist sicher der größten und vielfältigsten in Süddeutschland und dem angrenzenden Österreich. Er wird jeden Donnerstag abgehalten, öffnet mit seinen 190 Ständen schon um fünf Uhr in der Frühe und schließt mittags gegen 13.00 Uhr. Es gibt zwar noch einen anderen Markt in Salzburg, sogar täglich. Das ist der Grünmarkt auf dem Universitätsplatz auf der linken Salzachseite, doch er wird eher von professionellen Händlern beschickt und richtet sich vor allem an Touristen, während die Schranne ein echter Bauernmarkt ist, auf dem vorzugsweise Einheimische einkaufen.

Jeder Markt hat seine Spezialitäten. Auf der Schranne sind das gebackene Hendl nach Wiener Art, also paniert und knusprig ausgebacken, die man gleich vor Ort aus dem Papier essen oder mitnehmen kann. Wer einen schnellen Imbiss einnehmen möchte, findet natürlich auch die typischen Salzburger Würstelstände, die es auch auf dem Grünmarkt gibt. Frankfurter Würstel (in Deutschland heißen sie Wiener) mit frisch geriebenem Kren und süßem oder scharfen Senf, je nach Geschmack, sind eine pikante Delikatesse, um die man die Ösis beneidet. Die fetten Käskrainer muss man mögen, wer sie mag ist allerdings suchtgefährdet.

Der Schrannenmarkt ist ungeheuer vielfältig, allein das Angebot an österreichischen Mehlspeisen ist beeindruckend: Zwetschgenpofesen, Strudel, Buchteln und Kipferl (Hörnchen) aller Art und Größe lassen die Herzen von Naschkatzen höher schlagen. Es gibt auch pikante Mehlspeisen, etwa Fleisch und Gemüsestrudel sowie Pongauer Fleischkrapfen. Aus dem Pongau, der Landschaft um Sankt Johann im Salzburger Land, kommen im Spätsommer und Herbst auch die besten Eierschwammerl (Pfifferlinge) Außerdem wilde Blaubeeren aus den Bergwäldern, deren Geschmack ungleich intensiver ist als der von gezüchteten Blaubeeren. Wenn es sie gibt, sollte man unbedingt zugreifen. Ebenfalls zugreifen heißt es, wenn ab Juni Marillen aus Ober- oder Niederösterreich angeboten werden. Die österreichische Variante der Aprikose ist aromatischer und säuerlicher als die aus Frankreich oder Ungarn und schon frisch aus der Hand ein Ereignis.

Käse aus den Alpenregionen südlich von Salzburg und aus Tirol sind natürlich ein Muss auf der Schranne, ebenso Bauerspeck, getrocknete Würste und Geselchtes. Dazu kommt das übliche, internationale Angebot an Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse und Käse. Aber der Salzburger Schrannenmarkt hat noch besonders viel Lokalkolorit, vor allem, wenn man ihn mit dem leider in dieser Hinsicht immer „neutraleren“ und auf den Geschmack von Durchschnittstouristen abgestellten Münchner Viktualienmarkt vergleicht.

Foto: Etscheit

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert