Wir hatten im „Irma la Douce“ reserviert, einem seit der Eröffnung im Dezember 2019 angesagten Restaurant in der Potsdamer Straße, das mit seinem Interieur an Pariser Brasserien erinnert. Ein schickes Ambiente unter hohen Decken, dessen Esprit sich in der Karte wiederfindet. Hier gibt man sich trés francais, die Champagner-Auswahl ist selbst für die gehobene Gastronomie mehr als ordentlich. Ebenso die Preise! Der günstigste Champagner, ein Deutz Brut Classic, schlägt mit 90 Euro zu Buche, Crémant und Sekt sind ebenfalls stramm kalkuliert. Dieser Linie bleibt man sich bei den Stillweinen treu, dafür ist die Auswahl an französischen Weinen umfangreich und durchdacht. Bei deutschen Gewächsen setzt man flaschenweise eher auf die üblichen Verdächtigen. Gut beraten ist man mit der glasweise ausgeschenkten Haus-Cuvée vom Weingut Hensel aus der Pfalz. Kein Held, aber ein verlässlicher guter Wein zu einem moderaten Preis. Das alkoholfreie Angebot hält sich in Grenzen, neben zwei Wassern in den Varianten still und medium werden ganze drei Säfte aus dem Hause Bauer und eine Saftschorle angeboten.
Überschaubar ist auch die Speisenkarte, die zwar kein Menü ausweist, dafür attraktive und unspektakulär gut gemachte Gerichte der französischen Klassik anbietet. Gillardeau Austern mit Sauce Mignonette als ideales Entrée, oder den Brasserie-Klassiker Steak Frites, hinter dem sich überraschenderweise ein Tartar verbirgt. Dagegen präsentiert sich das geschmackvoll zarte Boeuf Bourguignon comme il faut, ebenso die klassischen Moules Frites. Dem Côte de Boeuf, das vom deutschen Simmentaler Rind stammt und am Knochen für zwei Personen serviert wird, hätte man etwas mehr Ruhe gönnen können, um die zähe Konsistenz des Fleisches zu vermeiden. Serviert werden die Tranchen mit einer fabelhaften Sauce Béarnaise und sautiertem Spinat. Erstklassig die schnörkellose Crème brûlée, wer sich für Käse entscheidet, bekommt eine gute Auswahl vom Affineur Waltmann auf den Teller. Fazit: eine gelungene, französisch-kulinarische Inszenierung im ansprechenden Ambiente im Herzen der Hauptstadt.
Foto: Pixabay
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