Wo gibt’s noch Schokopudding mit einer nicht aus dem Packerl stammenden Vanillesoße? Oder wunderbar zarte Königsberger Klopse? Oder eine geschmackige Bauernsülze mit Bratkartoffeln. Oder Eier in Senfsauce. Oder Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Oder, janz einfach, Spiegeleier mit Bratkartoffeln oder, oder… All diese bodenständigen Köstlichkeiten findet man zu fast unverschämt zivilen Preise auf der Speisenkarte des Berliner Traditionslokals Diener Tattersall ganz in der Nähe des Savigny-Platzes in Charlottenburg. Eine Institution mit echter Patina, absolut authentisch, wie man heute sagt. An den Wänden prangen zahllose Künstlerfotos all jener Persönlichkeiten, die hier aus- und eingingen. Darunter, allen voran, der ursprünglich aus Berlin stammende Meisterfotograf Helmut Newton. Der merkwürdige Name des fast immer ausgebuchten Etablissements ist erklärungsbedürftig. Der englische Pferdeauktionär Richard Tattersall gründet 1766 in London eine Reitschule mit Pferdvermietung, seitdem hießen solche Einrichtungen „Tattersalls“. In Berlin wurde 1893 das „Tattersall des Westens“ gegründet mit Stallungen und einer Sattlerei unter den S-Bahnbögen und später auch einem Casino, woraus das heutige Restaurant wurde, das 1954 von dem Boxer Franz Diener übernommen wurde. Der ehemalige Deutsche Meister im Schwergewicht machte das Lokal zu Künstlertreff. Ohne Reservierung geht leider meist nichts, am besten drei Tage vorher und immer erst ab 18.00 Uhr.
Foto: Pixabay
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