Bayerisch-verfeinert: „Jägerwirt“ in Kirchbichl

von | Nov 24, 2024 | Appetithappen | 0 Kommentare

Man soll ja seine Geheimtipps nicht verraten. Doch seit der „Jägerwirt“ in Kirchbichl südlich von München vom Guide Michelin mit einem „Bib gourmand“ geehrt wurde, ist es mit dem Geheimnis nicht mehr weit her. Und seit die Staatsstraße von Holzkirchen über das Klosterdorf Dietramszell neu asphaltiert und verbreitert wurde, dürfte es in Zukunft noch schwerer sein, dort einen Tisch zu ergattern, zumindest an den Wochenenden. An der bayerisch-bodenständig-verfeinerten Qualität der Küche der in vierter Generation dort tätigen Wirtsfamilie Rank hat sich einstweilen (glücklicherweise) wenig geändert.

Jetzt im Herbst und Winter gibt’s bei Ranks wieder ein wunderbares Rehgulasch oder Rehschlegel mit tiefgründiger Schmorsauce und lockeren, hausgemachten Spätzle. Kann man kaum besser machen. Das gilt übrigens für alle Schmorgerichte, darunter den Schweinsbraten mit Dunkelbiersoße – das Fleisch stammt von der Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall. Enten- und Gansbraten sowie Kalbs- und Schweinshaxe gibt nur auf Vorbestellung. Auch das Wiener Schnitzel vom Schwein kann sich sehen lassen, mit Kartoffelsalat oder Pommes und selbst gemachtem Preiselbeerkompott; das Tellerfleisch wird, wie es sich gehört, mit frisch geriebenem Kren serviert. Auch die kleine Dessertkarte enttäuscht ebenso wenig wie das Getränkeangebot, wobei man am besten einem Bier von der nahe gelegenen Klosterbrauerei Reutberg zusprechen sollte.

Wer in der gemütlichen Bauernstube sitzen möchte, muss frühzeitig reservieren. Im großen Saal ist es manchmal etwas lärmig, wenn im SUV angereiste Bad Tölzer Familien meinen, dort unter sich zu sein. Im Sommer bietet sich der romantische Biergarten als Alternative an – dabei darf man sich an den Fliegen nicht stören. Schräg gegenüber in Kirchbichl, das nur aus ein paar Häusern und einer kleinen Kirche besteht, gibt es nämlich noch einen echten Bauernhof mit Kühen, auch in Bayern nicht mehr selbstverständlich. Bleibt zu hoffen, dass sich das Publikum nicht weiter in Richtung Bad Tölzer Schickeria-Kreise dreht.

Foto: Pixabay

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