Café Oberlaa, Wien: Touris killen Qualität

von | Dez. 14, 2024 | Appetithappen | 0 Kommentare

Wien ist eine schöne Stadt, die sich viel alten Charme bewahrt hat. Nur in der Adventszeit nimmt der Touristen-Tsunami solche Ausmaße an, dass man sich angesichts von Myriaden Kaufwütiger und geführten Touristengruppen mit Knopf im Ohr aus der Inneren Stadt gerne schleunigst in den hintersten Winkel des Wienerwaldes beamen würde. Die Schlangen vor der Hofzuckerbäckerei Demel, die mittlerweile auch Kaiserschmarrn-to-go verkauft ziehen sich jetzt über den halbe Kohlmarkt und auch vor beliebten Kaffeehäusern wie dem Zentral staut es sich wie vor dem Berliner Berghain-Club, wenn dort ein Weltklasse-DJ auflegt. Etwas weniger frequentiert ist die Konditorei Oberlaa am Neuen Markt, auch eine bekannte Adresse für Nachkatzen. An der Kuchentheke herrscht, um unnötigen Staus vorzubeugen, Einbahnverkehr. Wir erstanden je zwei Stücke Apfel- und Topfenstrudel zum Mitnehmen in der Erwartung, dass es sich hier an berufenem Ort um mustergültige Exemplare ihrer Art handeln müsse. Doch die Topfenfüllung war trocken und geschmacksarm, die umhüllenden Teigblätter kompakt und mitsamt den Semmelbröseln deutlich verbrannt. Auch der Teig des Apfelstrudels schmeckte stellenweise wie der angekokelte Rand einer schlechten Pizza. Und die Apfelfüllung war nicht lange genug gebacken, zudem nicht süß und buttrig genug. Auf mancher Berghütte hatten wir schon besseren Strudel gegessen, ein Armutszeugnis. Oberlaa hat in den letzten Jahren kräftig expandiert und bedient unterdessen zwölf Filialen. Deshalb scheint auch hier ein Naturgesetz zuzuschlagen: Masse killt Qualität. aufgegessen.info wird sich zu einem späteren Zeitpunkt auf die Suche nach dem besten Wiener Apfelstrudel in seiner Urheimat machen. Es gibt ihn, bestimmt, nur vielleicht nicht da, wo man ihn erwartet.

Foto: Pixabay

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