Wenn man aus dem zersiedelten Stuttgarter Ballungsraum über den Albtrauff hinauf fährt auf die Schwäbische Alb, findet man sich ganz unversehen in einer anderen Welt: Karge, mit kleinen Wäldchen durchsetzte Wiesen, verschlafene Weiler, wenig Industrie und zum Glück fast keine Windräder. Eigentlich eine arme Gegend, doch die meisten Menschen pendeln zu den großen Arbeitgebern in Stuttgart und Umgebung, was den Menschen auch hier oben ein Auskommen verschafft, zumindest, solange Linke und Grüne die Autoindustrie noch nicht platt gemacht haben. Die Schwaben essen und trinken gerne viel und gut und haben dem Kulinarik-Universum eine ganze Reihe von Spezialitäten geschenkt, allen voran Maultaschen und Spätzle.
Wohl die besten Maultaschen seit langer Zeit habe ich im “Hirschen” in Römerstein-Böhringen gegessen, mitten im UNESCO-Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Zwar starb der Seniorchef vor einem halben Jahr überraschend, doch der Sohn hat das Traditionsgasthaus übernommen – ein “Sechser im Lotto”, sagte die Mutter – und tischt in hoher Qualität auf, was die schwäbische Küche zu bieten hat. Die Maultaschen hatten eine aromatische, leicht bröselige Fleischfüllung und wurden abgebräunt mit einer intensiven Speck-Zwiebel-“Marmelade” serviert, dazu ungewöhnlicherweise ein deftiger Kartoffelsalat, angemacht mit Brühe, wie es hier üblich ist. Hernach gabs einen Käsekuchen, wie er sein soll, nicht zu cremig und zart nach Ei und Vanille schmeckend. Neben dem Gasthof hat übrigens eine der wenigen kleinen Mühlen überlebt. Die Mühlengenossenschaft verarbeitet Dinkel, Emmer, Einkorn, Roggen und Weizen zu hochwertigen Mehlen, die im Mühlenladen verkauft werden.
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