Ein Neues Jahr beginnt meist klassisch mit Feuerwerk um Mitternacht, wildem Glockengeläute aus den noch in Betrieb befindlichen Kirchtürmen, und vor allem den guten Vorsätzen, dass jetzt alles anders wird. Zu keiner Zeit ist der Wille etwas zu ändern fester und überzeugter, als in den ersten fünf Minuten des Neuen Jahres: weniger Alkoholexzesse, dafür mehr Sport (noch mehr Sport!), radikale Gewichtsreduzierung bei gleichzeitiger gesunder Ernährung, mehr Freizeit, ausgedehnte Wochenenden mit Abschaltgarantie, mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Rest der Menschheit, und der Vorsatz, das alles über 365 Tage hinweg durchzuhalten.
Doch abgesehen von den bescheidenen persönlichen Vorsätzen und den selbst auferlegten Maßnahmen, verbinden wir mit einem jahreszeitlichen Neustart in aller Regel auch Wünsche an die Allgemeinheit, um mit zunehmendem Alter das eigene Nervenkostüm mehr und mehr zu schonen. Zum Beispiel wünscht man sich härtere Strafen, zumindest aber Führerscheinentzug, für notorische Mittelspurfahrer auf dreispurigen Autobahnen. Oder Bahnwaggons ohne Handyempfang, um nicht die belanglosen Gespräche der Nachbarn anhören zu müssen. Gleichzeit ein striktes Verbot, Fischbrötchen im Abteil zu verzehren, die Schuhe auszuziehen, oder das Umfeld mit Musik zu beschallen, die man nicht bestellt hat.
Wünschenswert wäre auch die Entlarvung einiger Blogger als ausgewiesene Dummschwätzer, die jeden ihrer Gehirn-Fürze zu einer wichtigen Meldung hochstilisieren, und die angesagten Social-Media-Foren mit ihrem gedanklichen Müll verstopfen. Die Bilder von Influencerinnen mit aufgespritzten Lippen sollten im Netz gesperrt werden, genauso wie die Tellerfotos dieser Einfallspinsel, die mit dem Wort „lecker“ unterschrieben sind. Auf der Restaurant- und Hotel-Seite wünscht man sich mehr „Arsch in der Hose“, um nicht auf jeden unterbelichteten Trend von Schnorrern hereinzufallen. Es würde uns freuen, wenn in der geschätzten Gastronomie gescheites deutsches Brot auf den Tischen stehen würde, statt der mit Chili, Walnüssen und getrockneten Tomaten aufgepeppten Kreativ-Backwaren.
Ebenso wünschenswert wären abgespeckte und übersichtliche Weinkarten unter 5 Kilo Gesamtgewicht und ohne Rechtschreibfehler sowie eine abwechslungsreiche trinkbare Auswahl an offenen Weinen oder alkoholfreien Getränken zu vernünftigen Preisen. Hier und da etwas mehr Jahrgangstiefe beim Wein könnte nicht schaden, genauso wenig wie ein größeres und durchdachtes Angebot an feinen, restsüßen Rieslingen, die zwar beratungsintensiv sind, aber zum Essen meist eine gute Figur machen.
Apropos Restaurant. Wann begegnen wir dort wieder mal einem Service, der sich ungezwungen natürlich benimmt und uns nicht mit dem aufgesetzten „sehr, sehr gerne der Herr. Hat es dem Herrn gemundet?“ bei jeder Gelegenheit seine angelernte Freundlichkeit an die Backe quatscht. Im Handel sollte endlich Schluss sein mit der Mähr, dass es auch gute Billiglebensmittel gibt, dass der Supermarkt oder Discount eine Fundgrube für Qualitäts-Schnäppchen ist, und das sogenannte Zweitprodukt, oder die Kopie so gut sind wie das Original. Nur eben billiger.
Was wir uns dagegen für 2024 von den Verantwortlichen in Berlin wünschen, ist schnell auf den Punkt gebracht: Aufrichtigkeit, Bildung, Niveau und den realistischen Blick auf das wahre Leben. Das wird in jedem Punkt wohl ein frommer Wunsch bleiben!
Foto: Pixabay
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