Geheimtipp Lothringen – nicht nur kulinarisch

von | Juli 28, 2023 | Aufmacher | 0 Kommentare

Unter den französischen Urlaubs-Destinationen rangiert Lothringen auf den hinteren Plätzen, selbst Franzosen, die gerne im eigenen Land ihren Sommer-Urlaub verbringen, zieht es im Juli und August zu Scharen lieber an die Küsten der Grande Nation. Derweil zeigt die Provinz links und rechts der mautpflichtigen Autobahnen hier und da noch ein ursprüngliches, mehr oder weniger authentisches Frankreich, glücklicherweise verschont von den baulichen Monumenten des klassenlosen Tourismus und den zweifelhaften Errungenschaften der Freizeit-Industrie, bis hin zur kulturlosen Drive-In-Nahrungsaufnahme en passant.

Lothringen, eine beschauliche Landschaft an den Oberläufen der Maas, Mosel, Saar und Saône im Nordosten Frankreich, macht da keine Ausnahme. Hier ticken die Uhren etwas langsamer, die von Landwirtschaft geprägte Provinz hat sich ihren einfachen, rustikalen Charme bewahrt, in den kleinen Dörfern, durch die sich die Route National schlängelt, steht die graue Kirche noch in der Mitte des ebenfalls grauen Ortes, eingerahmt von auch sonntags geöffneter Boulangerie und der einfachen Auberge, die auf einer Kreidetafel mit einer günstigen „Plat du jour“ wirbt, in die sich aber nur selten Fremde verirren.

Für Kultur affine Menschen, das gilt nicht zuletzt für die Esskultur, ist Nancy, die rund hunderttausend Einwohner zählende Hauptstadt des lothringischen Département Meurthe-et-Moselle, immer eine Reise wert. Sehenswert ist die mittelalterlich geprägte und gut erhaltene Altstadt mit dem ehemaligen Herzogpalast und der Grablege in der Èglise des Cordeliers, die barocke Kathedrale mit der großen Orgel, das Musée des Beaux-Arts mit Bildern von Rubens bis Manet und Modigliani. Und natürlich die „Place Stanislas“, die architektonische Hauptattraktion der Stadt und der belebteste Ort inmitten der Stadt.

An allen vier Seiten des barockklassizistischen Ensembles wetteifern freundliche Restaurants und Cafés um die Gäste, die beste Location für ein Frühstück mit erstklassigen Croissants, einer klassischen „Plat du Jour“ à midi, oder abendlichen Genüssen mit Schnecken, Foie Gras, Andouillette, Entrecôte oder Filet de Boeuf, und natürlich Quiche Lorraine, ist das „Grand Café Foy“, das seit 1850 am Start ist. Ein paar Schritte weiter, in der Rue Stanislas Nummer 7, wird von 17 bis 19 Uhr für 3 Euro ein Aperitif serviert, dazu gibt es für 6 Euro großzügig mit Charcuterie belegte „Planches“. Eine gute Auswahl an unterschiedlichsten Restaurants für jeden Geschmack findet man in der „Grande Rue“, wo auch der Herzogpalast steht. Bei gutem Wetter wird in der verkehrsfreien Straße fast ausschließlich draußen serviert, von dem touristischen Gesamteindruck sollte man sich nicht abschrecken lassen. Gegessen wird hier mittags und abends gut bis sehr gut, dazu sind die Preise angemessen moderat.

Unsere Tipps sind das „Le Tém“ mit einer feingemachten bürgerlichen Küche, etwa „Magret de canard“, „Bavette de Boeuf“ und dem „Poisson de la pêche“. Am gut bestückten Dessert-Buffet hat der Gast freie Wahl. Für drei Gänge werden zwischen 22 und 33 Euro fällig, je nach Gusto. Nicht verpassen sollte man das etwas skurril eingerichtete Restaurant „Aux Délices du Palais“ gegenüber der herzoglichen Residenz. Der eloquente Patron ist ein liebenswertes Original, seine Küche trés francaise und ausgesprochen günstig. Alle Vorspeisen, auch „la salade de foie gras“, kosten 7 Euro, für die Hauptspeisen (Tipp ist „le Croustillant de poulet au foie gras mit hausgemachten Nudeln und Salat“) werden 14 Euro fällig, die klassischen Desserts (Créme caramel, Tarte au citron, Moelleux au chocolat oder Café gourmand) gibt es für 6,50 Euro. Dazu trinkt man ein gutes kühles Glas Champagner vom No-name-Winzer für ebenfalls 6,50 Euro. Ein paar Schritte weiter in der Seitenstraße Rue Saint-Michel findet man unter der Hausnummer 10 das kleine schicke Restaurant „Le V-Four“ mit seiner klassisch-modernen Küche. Fast Sterne-Niveau zu sehr angenehmen Preisen um die 40 Euro für vier aufwendig arrangierte Gänge. Dazu die Flasche Champagner Grand Cru für 60 Euro.

Eine weitere empfehlenswerte Adresse ist das „Le 27 Gambetta“, unweit des Mercure-Hotels Nancy Centre Place Stanislas, das sich als wunderbar zentral gelegenes Übernachtungsquartier anbietet. Das Menü „Du marché“ für 29 Euro bietet Entrée, Plats au choix und Desserts au choix. Für 9 Euro mehr bekommt man mittags und abends das „Menü 27 Gambetta“ mit einer etwas besseren Produkt-Auswahl.

Wer sich lieber selbst versorgen möchte und einem Picknick den Vorzug gibt, sollte zur Grundversorgung die Hallen an der Place Charles III heimsuchen. Hier gibt es erstklassige Pasteten und Terrinen, Käse vom Feinsten, Obst und Gemüse, fangfrischen Fisch, Krabben, Hummer und Austern, und natürlich Fleisch vom veritablen Metzger. Ein paar Schritte weiter liegt die „Boulangerie Pâtisserie Gwinzdak“, die nicht nur allerbeste Baguette frisch aus dem Ofen zieht, sondern auch den wunderbar aromatischen „Gâteau Lorrain“, den man nicht verpassen sollte.

Foto: Pixabay

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