Es ist mal wieder „Krabbenbrötchenkrise“

von | Mai 15, 2024 | Aufmacher | 0 Kommentare

Alle paar Jahre wieder wird von den Medien die „Krabbenbrötchenkrise“ ausgerufen. Vor allem an der Nordseeküste, wo das Krabbenbrötchen den Rang eines Kultobjektes einnimmt. Es handelt sich dabei um zwei schlichte, mit Butter bestrichene und mit einem Salatblatt belegte Brötchenhälften, zwischen die noch eine mehr oder weniger große Menge frischer Nordseekrabben gepackt wird. Etwas schwer zu essen, aber nicht unlecker, wenn man kein altes Brötchen erwischt hat. Nordseekrabben werden, wie der Namen schon sagt, im küstennahen Bereich der niederländischen, deutschen und dänischen Nordsee gefangen und noch an Bord in Salzwasser gekocht, wodurch sie ihre rote Farbe und gekrümmte Gestalt erhalten. Um sie zu genießen muss man sie aber erst von ihrem Panzer befreien. Man kann, frisch ab Kutter, selbst „pulen“ oder diese Arbeit Menschen in Niedriglohnländern überlassen.

Leider schwanken die Fangmengen von Jahr zu Jahr und von Region zu Region stark. Im vergangenen Jahr war der Ertrag mit rund 6000 Tonnen wieder sehr klein, jedenfalls verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2015 und durchschnittlichen Anlandungen zwischen 12000 und 13000 Tonnen. Warum das so ist, ist nicht abschließend geklärt. Natur eben. Man vermutet aber, dass die aktuelle Größe der Bestände von Dorsch und Wittling, die Krabben zu ihrer Leispeise zählen, eine Rolle spielen.

Hier könnte wieder einmal die Klimaerwärmung ins Spiel kommen. Doch diesmal anders, als man denkt. Wenn es in den Fanggebieten wärmer wird, weichen die Fische nach Norden in kühlere Gewässer aus. Krabben sind dagegen Temperatur toleranter und freuen sich darüber, nicht so oft gefressen zu werden. Und mit ihnen die Fischer. Insofern müssten eigentlich immer bessere Zeiten für Krabben anbrechen. Wenn die Natur nicht wäre. Und wenn den Fischern nicht Ungemach drohen würde infolge hoher Treibstoffpreise und immer schärferer Gesetze zum Meeresschutz.

Normalerweise kostet ein Krabbenbrötchen zwischen sieben und acht Euro, derzeit Berichten zufolge bis zu 15 Euro. „Werden Krabbenbrötchen zum Luxus?“, fragt die taz. Falsch: Sie sind und waren schon immer Luxus! Trotzdem wird man sich diese Delikatesse immer wieder einmal gönnen können, etwa beim einem Kurzurlaub in Hamburg mit Besuch des Isemarktes. Aber bald dürfte es in den Medien wieder heißen: Preise für Krabben normalisieren sich. Bis zur nächsten Krabbenbrötchenkrise.

Foto: Pixabay

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