Rettet das Schnitzel!

von | Jan 30, 2023 | Aktion, Aufmacher | 4 Kommentare

Rufmord ist kein Kavaliersdelikt. Ein richtiger Mord ist es allerdings auch nicht. Eher ein juristisches Zwischending. Schlimm genug, um es mit Mord in Verbindung zu bringen, aber nicht schlimm genug, um dafür drastische Strafen aufzurufen. Dabei kann man schnell „weg sein vom Fenster“, wenn der Rufmord erst einmal seine ganze Kraft entfaltet, und sich wie ein Lauffeuer verbreitet hat. So geschehen mit dem Schnitzel. Es hat einen schlechten Ruf. Rufmord?

Einst galt das Schnitzel landauf landab als deutsches Vorzeigegericht und mit einem bunten Potpourri an Namen versehen, die direkt oder indirekt auf die Zubereitung hinwiesen. Champignonrahm-Schnitzel war unstrittig, das Jägerschnitzel dekoriert mit Waldpilzen.In der DDR gab es eine realsozialistsiche Sonderform des Jägerschnitzels als paniertes Stück Jägerwurst mit Tomatensauce. Als höchste Form der Schnitzel-Kunst galt und gilt das Wiener Schnitzel, in der einfachen Schweine-Variante immerhin noch als „Wiener Art“ geadelt. Und dann gab es das im gutbürgerlichen Gasthaus omnipräsente Zigeunerschnitzel. Ein unsterblicher Klassiker, dessen Name heute hinter vorgehaltene Hand geflüstert wird, und den nur noch tapfere Gastronomen auf der Karte führen. Shitstorm zum Trotz! In vielen Restaurants wird das beliebte Fleischgericht heute als Ungarisches Paprikaschnitzel mit oder ohne Rahmsoße serviert. Die Macht der Banalität im vorauseilenden Gehorsam.

Unter die „Top Ten“ der Lieblingsspeisen der Deutschen kommt das Schnitzel schon lange nicht mehr. Laut Umfragen rangieren Pizza und Pasta, Curry-Wurst mit Pommes und sogar Kebab vor dem Schnitzel. Und dann gibt es natürlich noch das Steak, der große Bruder des Schnitzels. Oft mehr Schein als Sein. Klingt aber besser. Steak. Ein Hauch von Internationalität umgibt das Fleisch, das so gerne auf dem sündhaft teuren Master-Grill landet. Hier brutzelt die große weite kulinarische Welt, eine Melange von Rauch und dem Schweißgeruch der tough guys, die am offenen Feuer stehen und, wie einst die Stahlarbeiter am Hochofen, ungeschützt der Glut ausgesetzt sind. Männersache.

Schnitzel werden nicht gegrillt, sind also nichts für „harte Jungs“. Schnitzel sind provinziell behaftet, wirken für viele wie aus der populistisch-vegetarischen-veganen-clean Ernährung gefallen. Ein letztes authentisches fleischiges Überbleibsel aus Zeiten, als man sich nicht dafür rechtfertigen musste, dass man gerne Fleisch ist. In großen Portionen. Auch Zigeuner-Schnitzel. Wenn es denn gut ist. Doch ein wirklich gutes Schnitzel ist in der ambitionierten Gastronomie kaum mehr zu finden. Man hat es systematisch malträtiert und seinen Ruf ruiniert. Mit miesen Qualitäten, Formfleisch-Scheiben, die mit dem Slogan „Don’t call it Schnitzel“ sogar die Justiz beschäftigten, Masse statt Klasse, begleitet von Soßen aus dem Plastikeimer, und unterirdisch schlechten Pommes.

Dennoch ist die Liebe zum Schnitzel geblieben. Zur dünnen Fleischscheibe, frisch geschnitten aus der Keule von Schwein und Kalb, teilweise auch aus dem Rücken, und fein plattiert. Natürlich in der Pfanne gebraten und nicht durch die Fritteuse geschleudert. Wo gibt es solche Schnitzel heute? Das möchten wir gerne von Ihnen wissen und suchen die Restaurants mit den besten Schnitzeln. Schreiben Sie uns Ihre Empfehlung!

Foto: Pixabay

4 Kommentare

  1. Da muss ich nicht lange überlegen: In der Schneck in Eltville gibt es hervorragende (Schweine)-Schnitzel. Nicht dünn platiert sondern eher etwas dicker und saftig, in den Varianten: mit Brot, mit Champignonrahmsauce, mit in Butter geschwenkten Champignons,
    mit Paprikasauce (statt Sinti- und Romasauce :)) und auch noch wechselnden tagesaktuellen Variationen. Michaela Fleschner hat ihr Handwerk, so weit ich weiß, im Alten Holztor gelernt, und serviert hier eine sehr solide Gutsausschankküche mit für mich (Verzeihung für den Anglizismus) hohem Soulfoodfaktor.

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  2. Da kann ich beitragen: Lina‘s Restaurant in der Wichertstr. 33 A in Berlin, neueröffnet im September 2022: durch Zufall entdeckt, und fantastische Schnitzel, dazu hausgemachte Pommes Dips, Majo, und der Tag ist gerettet, wir hatten einmal klassisch, einmal mit Spiegeleiern, perfekt, leider ist Berlin 500 km entfernt, sonst wären wir da Stammgäste

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  3. Natürlich beim figlmüller, wollzeile und bäckerstrasse in Wien!

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  4. Das Wiener im Kurpark- Hotel in Bad Salzuflen ist sehr, sehr gut.

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