Aufbruch am See – Bayerische Weine vom Bodensee

von | Okt. 24, 2025 | Aufmacher | 0 Kommentare

Aufbruch am See

Ein Ausflug zu den bayrischen Weinen am Bodensee

Die Weinszene am rund 20 Kilometer langen bayrischen Bodensee-Ufer steckt voller Dynamik, dafür sorgt eine Handvoll junger Winzer. Die Bühne für ihre Weine könnte nicht eindrucksvoller sein. Weinbau im Cool Climate vor einer großartigen Alpen-Kulisse mit den schneebedeckten Schweizer Bergspitzen, die vom 2500 Meter hohen Gipfel des Säntis überragt werden. Wir haben einige Winzer besucht.

Simon Hornstein ist in Nonnenhorn aufgewachsen, hat nach Lehre, Weinbaustudium und Stationen in Franken und in der Südsteiermark das elterliche Weingut übernommen. Seine Lage „Seehalde“ ist die letzte ehemalige Uferzone des Bodensees. Eine Kiesbank mit flacher Humusauflage, durchsetzt mit Carbonat-Sanden und zermahlenen Süßwasser-Muscheln. Für die Reben ein relativ steiniges Zuhause, ähnlich dem Boden im Bordelais. Simon Hornstein hat hier Chardonnays und Pinot Noirs stehen, seine Franzosen kommen gut mit dem bayrischen Boden zurecht. Im Keller lässt Hornstein den Mosten ausreichend Zeit, und begleitet sie möglichst dezent in ihren verschiedenen Entwicklungsphasen zum Wein. Das Resultat sind elegant kühle Burgunder-Weine mit nachhaltigem Ausdruck und Lagen-Charakter. . https://www.hornstein-am-see.de/

Familie Schmidt in Wasserburg macht nicht nur Weine, sondern betreibt in ihrem aus Holz konstruierten Weingut mit der markanten Dach-Silhouette die bekannte Weinbar Pinot. Sebastian Schmidt, der Weinbauerfahrung in der Wachau und in der Burgund sammeln konnte, hat seine Flaschen mit dem vom Großvater gestalteten Etikett ausgestattet, das in kleinen Zeichnungen den Werdegang eines Weines zeigt. Eines seiner vinologischen Glanzstücke ist der Müller-Thurgau, ein klarer unkomplizierter Wein, der süffig durch den Gaumen läuft und für Trinkfreude sorgt. Dazu hat Schmidt komplexe Burgunder im Sortiment, elegante und feincremige Chardonnays genauso, wie feinnervige Weissburgunder und tiefgründige Pinot Noirs mit samtigem Glanz und burgundischer Strahlkraft. https://www.schmidt-am-bodensee.de/weingut/das-gut

Auch Clemens Hendriks hat sehr gute Müller-Thurgau im Sortiment, in einer trocken ausgebauten und einer feinherben Variante. Vor rund zehn Jahren hat er das Weingut von Großvater Wendelin Hornstein übernommen, 2021 kam die Weinkellerei Fürst dazu, die Weine von kleinen Traubenlieferanten vermarktet. Doch allein mit Müller-Thurgau-Weinen ist auch am Bodensee kein Staat zu machen. Clemens Hendriks hat auch beschwingte, mineralisch inspirierte Weine wie den Sauvignon blanc im Angebot, der mit seiner feinen Aromatik ein unbeschwertes Gefühl von Sommer, Sonne, Leichtigkeit und Frische in den Gaumen zaubert. https://hendriks-weine.de/

Das Faible für Sauvignon blanc teilt er mit Julian Gierer, der im renommierten Burgunder-Weingut Rudolf Fürst im fränkischen Bürgstadt seine Ausbildung absolviert hat. Danach ging es zum Weinbau-Studium nach Geisenheim, nach bestandenem Diplom zurück ins elterliche Weingut. Die Basis-Sorte ist der Müller-Thurgau, daneben werden von Julian Gierer aromatische Muskateller, unkomplizierte Bacchus und vor allem feine Grauburgunder von animierender Saftigkeit angeboten. https://www.winzerhof-gierer.de/

Bekannt wie der sprichwörtlich „bunte Hund“ ist die Weinbar Kurek in Nonnenhorn, ein angesagter Treffpunkt für Weinfreunde, die gerne auch mal über den regionalen Tellerrand trinken möchten. „Fine Wine und Soulfood“ heißt denn auch das treffende Motto, zum japanisch inspiriertem Beef-Tatar, Black Forest Lachs, geräuchert wie Schwarzwälder Schinken, veganem Gemüse-Ceviche und regionalen Brotzeit-Klassikern, bietet die Weinkarte zirka 100 Positionen aus aller Herren Länder. Darunter sind natürlich auch die Gewächse, die Jonas Kurek auf die Flasche gebracht hat. Kureks vinologisches Steckenpferd sind trockene Burgunder, charaktervolle Weine mit klarer Typizität. Es ist seine Idee vom modernen Bodensee-Wein: erfrischend animierend wie ein leichter Wellengang im Gaumen, vollmundig und finessenreich zugleich, Eleganz zum Trinken. https://www.weingut-kurek.de/

Diese Stilistik hat auch Benjamin Lanz fest im Blick. Allerdings setzt der junge Winzer in seinen Lagen auf noch weitgehend unbekannte Rebsorten, die vor allem für junge Verbraucher den Nerv der Zeit treffen. Gemeint sind PIWIS, pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen sollen, als die omnipräsenten Global Player. Dafür müssen in den Weinbergen zwischen Nonnenhorn und Lindau andere Sorten Platz machen, 2023 war der letzte Jahrgang des Cabernet blanc im Weingut Lanz. Jetzt krallen sich dort Weißweinreben wie Johanniter, Solaris, Muscaris und Souvignier Gris in den Boden, die Rotweine keltert Benjamin Lanz aus Pinotin oder Cabertin. https://www.lanzwein.de/

Teresa Deufel betreibt ihr kleines Weingut, zu dem auch der Hofausschank Degelstein und Ferienwohnungen gehören, am Ortsrand von Lindau-Schachen. Als sie nach der Lehre bei Ludwig Knoll im Weingut am Stein nach Hause kam, gab es hier noch den guten alten Müller-Thurgau. Den hat sie damals spontan vergoren, was unüblich war und für Kopfschütteln gesorgt hat. Heute setzt die engagierte Winzerin ausschließlich auf PIWIS und arbeitet streng nach biologisch-organischen Grundsätzen. Der 1991 gezüchtete Cabernet blanc ist ihr Favorit, daneben kultiviert Teresa Deufel Solaris und Johanniter Pure. Die Weine tragen ihre Handschrift, die sich maßgeblich an den Vorgaben, die das Terroir rund um den Bodensee vorgibt, orientiert. https://www.teresadeufel.de/

Foto: Pixabay

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