Die Welt des Bieres dreht sich gerade um das Münchner Oktoberfest. Trotzdem lohnt es sich, wenn man auch einmal auf die Franken schaut, die für sich beanspruchen, die meisten (und natürlich besten) Brauereien in Bayern und Deutschland zu besitzen. Die Fränkische Schweiz und Oberfranken gelten sogar als Regionen mit der weltweit höchsten Brauereidichte und sind im Guinessbuch der Rekorde verzeichnet. Mir selbst schmeckt ein fränkisches Bier aus einer kleinen Brauerei allemal besser als die Produkte der Großbrauereien Löwenbräu, Spaten-Franziskaner, Paulaner, Hofbräu oder Hacker-Pschorr (Augustiner sei hier ausgenommen), die gerade zu Rekordpreisen von bis zu 15,80 Euro pro Maß (1 Liter) auf der Wiesn verkauft wird.
Um es gleich zu sagen: im Bierkeller der Traditionsbrauerei Roppelt in Stiebarlimbach/Hallerndorf im fränkischen Aischgrund kostet die Maß Kellerbier 6,80 Euro, also weniger als die Hälfte. Und sie wird auch nicht im Glas- sondern im Keramikkrug serviert, was sie länger kühl und frisch hält. Eine Halbe gibt’s natürlich auch, doch die heißt in Franken „Seidla“. Und die Buletten, die neben vielen anderen Schmankerl zum Essen ausgegeben werden, nenne sich Fleischküchla. Soviel zur fränkischen Mundart. Konsonanten pflegen die Franken stets weich auszusprechen. Aus Pizza wird „Bizza“, aus Pasta „Basta“ und der Söder Markus ist „de Maggus“, egal was man von dem aktuellen bayerischen Ministerpräsidenten halten mag.
Bei einem fränkischen „Bierkeller“ handelt es sich nicht um ein unterirdisches Bauwerk, sondern einen Biergarten mitten im Wald. Einst lagerten die fränkischen Brauer ihr Bier in bewaldeten Naturkellern am Stadt- oder Dorfrand, die oft direkt in den vielerorts anzutreffenden Jura-Kalk gehauen wurden. Dort wurde und wird im Sommer auch das Bier ausgeschenkt, wobei in den Kellern, wenn sie überhaupt noch existieren, kein Bier mehr gelagert wird, dafür gibt es bekanntlich Kühlhäuser. Bei Roppelt in Stiebarlimbach befindet sich der „Bierkeller“ ein paar hundert Meter von der Brauerei entfernt in einem Wald aus Eichen und Buchen, unter denen Tische und Bänke aufgestellt werden. Das ist romantisch und sehr gesellig. Bierkeller-Profis legen einen kleine, runden Holzdeckel auf ihre Maß oder ihr Seidla, um zu verhindern, dass Insekten oder Blätter darin landen.
Essen und Getränke holt man sich auf (!) einem Bierkeller selbst ab. Dafür gibt es kleine Hexenhäuschen, vor denen sich bei schönem Wetter lange Schlangen bilden. Bein Roppelt gibt es typisch fränkische Spezialitäten, die ehrlich und qualitätsbewusst zubereitet werden. Allen voran natürlich Schäuferla (Schweineschulter) oder Schweinehaxe mit Sauerkraut und Kartoffelkloß, Kaiserfleisch, leicht geräuchert und gesalzen, mit Kartoffelsalat, die erwähnten Fleischküchla mit Kloß und Rotkohl und Brot oder Salat, Bratwürste oder einfach „Kloß mit Soß“. Die Veggie-Mode ist bis hierher noch nicht vorgedrungen, was man an den Fleischbergen sieht, die hier über die Theke gehen. Als einziges fleischloses Gericht bietet Roppelts Bierkeller Gemüseschnitzel mit Kartoffelsalat, sogar „vegan“.
Die kleinen, kalten Speisen sind auch nicht zu verachten, etwa „Gerupfter“, eine dem oberbayerischen Obazda verwandte Käsezubereitung und allerlei aus der unerschöpflichen Welt der fränkischen Würste. Geöffnet sind die Keller, je nach Wetter, von Mai bis Oktober. Der Keller im Herzen des Forchheimer Kellerwaldes hat sogar das ganze Jahr geöffnet. Etwas ganz Besonderes ist die Erlanger Bergkirchweih Ende Mai/Anfang Juni, ein Volksfest rund um den mit Bierkellern durchlöcherten Burgberg, das alljährlich mehr als eine Million Besucher anzieht.
Foto: Etscheit
Stibarlimabch? Stibarlimbach!
Ist aber auch ein vertrackter Name .. ;–))